Liebe Leser,
ich heiße Fabiola und habe mit 29 Jahren mein erstes Kind durch eine Hausgeburt willkommen heißen dürfen. Eine Hausgeburt war eigentlich gar nicht von vorneherein geplant gewesen, eher eine
Geburt in einem Geburtshaus. Da die Plätze dort aber sehr begrenzt sind, hatte ich das Glück keinen Platz zu bekommen, so dass ich ziemlich schnell von der Idee einer Hausgeburt begeistert war.
Durch Recherche im Internet wurde mir dann Birgit Landwehr als Hebamme für die Hausgeburt empfohlen und nach einem persönlichen Gespräch war das dann beschlossen.
Mein Mann und ich waren dann auch sehr glücklich (und sind es natürlich immernoch), dass der Hausgeburt, im Besonderen auch mit Birgit, nichts im Wege stand und es keine größeren Komplikationen
gab.
Um mehr werdende Mütter zu einer Hausgeburt zu ermutigen, möchte ich gerne etwas von diesem Erlebnis berichten.
Birgit hat im Vorfeld, ca. 3 Monate vor ET, die Vorsorgeuntersuchungen bei mir gemacht, so dass wir uns gegenseitig schon etwas kennenlernen konnten. Die Treffen waren unkompliziert entweder bei ihr oder bei mir Zuhause. Bereits zu diesem Zeitpunkt fand ich mich gut aufgehoben, weil ich die Möglichkeit hatte alle möglichen Fragen zu stellen und somit Unsicherheiten aufzulösen. In der Frauenarztpraxis wurde ich zu diesem Zeitpunkt nicht gut informiert (zum Ultraschall war ich weiterhin regelmäßig dort), fühlte mich unter Zeitdruck und meine Fragen waren nicht immer freundlich beantwortet worden.
Nun zur Geburt: Ich war bereits sechs Tage über dem errechneten Geburtstermin und habe nach einem Tag mit leichten Übungswehen (komplett schmerzfrei), die dann nachts verschwanden,nicht mehr mit der Geburt gerechnet. Doch nach ein paar Stunden Ruhephase gingen dann doch noch die richtigen Wehen, um halb vier nachts, los. Da wir vorsorglich alles was man so braucht in einer Wäschewanne vorbereitet hatten, hat mein Mann das Wohnzimmer „neu dekoriert“… Er hat über das Sofa zwei Lagen mit je einer Lage Malerfolie und einer Lage Bettlaken gespannt, die Kissen beiseite geräumt, eine Decke auf dem Boden ausgelegt und mit Malerfolie und Bettlaken bedeckt und alles andere (Waschlappen, Waschschüssel, Mülleimer, Schmerzöl, Wärmekissen, Handtücher, vorsorglich gepackte Krankenhaustasche, etc.) bereitgelegt.(Wir haben dazu von Birgit eine Liste mit Materialien bekommen, so dass wir alles rechtzeitig im Haus hatten…)
Ich konnte mich in dieser Zeit um das Veratmen der Wehen kümmern, die von Anfang an in 5 und 3 Minuten Abständen kamen. Umziehen musste ich mich auch nicht mehr, da ich bereits ein Nachthemd
anhatte. Mein Mann hat dann nach einer Stunde Wehen Birgit angerufen. Als Birgit bei uns ankam und mich begrüßte, wollte ich noch einen Scherz machen und ironischer Weise fragen, wie lange das
jetzt wohl noch dauere. Witzig kam das dann wohl doch nicht mehr rüber, weil Birgit mich im Anschluss an das nicht Vorhandensein von Schmerzmitteln bei einer Hausgeburt erinnerte und mich fragte,
ob ich lieber ins Krankenhaus wollte. Was ich natürlich verständnisloserweise mit nein beantwortet habe…
Naja danach, war mir nicht mehr zum Reden zumute, denn ich war bereits in meiner eigenen Welt, im Land der Schmerzen. Birgit hat von Zeit zu Zeit die Herztöne abgehört und den Muttermund
untersucht oder mich durch den Raum geschickt. Da waren wir uns nicht ganz einig, ich wollte sitzen und sie, dass ich stehe bzw. mich bewege… Bei einer der letzten Untersuchungen des
Muttermundes, entschied ich mich dann aber, mich nicht mehr von der Stelle rühren zu wollen und blieb (entgegen meiner Vorsätze) auf dem Rücken liegen… Birgit meinte im Nachhinein zu mir, dass sie die Rückenlage bei mir zugelassen hat, weil ich mich zwischen den Presswehen immer entspannt habe und es somit wohl
kein Problem war.
Die Einzelheiten der Austreibungsphase erspare ich euch, nur so viel: das Pressen war nicht so schlimm wie die Wehen, meine Fruchtblase ist eine Stunde vor Geburt geplatzt (das habe selbst ich
wahrgenommen), es gab wohl eine ziemliche Sauerei (hab ich gehört) und zum Schluss bin ich leider auch gerissen. Birgit musste wohl einige Unterlagen auswechseln, aber das Wohnzimmer hat nichts
abbekommen.
In dieser Phase muss man schon viel Vertrauen in diesen Vorgang haben und loslassen können. Ich beschreibe dieses Gefühl des Pressens als sehr ursprünglich, instinktiv und finde, dass es eine
gewaltige Grenzerfahrung ist. Jetzt nach 5 Monaten kann ich sagen, dass ich noch nicht vergessen habe, wie schlimm die Schmerzen waren, wobei die Einzelheiten immer mehr verblassen, aber ich kann
sagen, dass man es für ein weiteres Kind wieder in Kauf nimmt.
Dann ging es erst einmal aufwärts, ich konnte sehen, wie unser Sohn, nach sechs Stunden, um 9.25 Uhr, zur Welt kam und mit welcher Ruhe Birgit die Erstversorgung übernahm. Birgit hat mir unseren
Sohn auf Brust und Bauch gelegt und mein Mann und ich bewunderten unser kleines Wunder. In diesem Moment waren wir überglücklich. Wir haben unseren Sohn hier das erste Mal an die Brust angelegt
und dabei haben wir die Nabelschnur auspulsieren lassen.
Zugleich haben wir auf Nachwehen für die Nachgeburt gewartet, die jedoch auch nach einer Stunde noch nicht kamen. Nach ca. 45 Minuten hat mein Mann mit Birgit die Nabelschnur durchgeschnitten und
sich das Baby auf die Brust gelegt. Da ich recht viel Blut verloren habe und die Nachgeburt so lange auf sich warten ließ, hat Birgit mich sicherheitshalber, auch gegen anfänglichen Protest aus
Angst vor Schmerzen meinerseits, noch an den Tropf gehängt (das war auch komplett schmerzfrei).
Birgit hat vermutet, dass die volle Blase ein Hinderungsgrund für das Lösen der Plazenta sein könnte, da ich jedoch meine Blase alleine nicht leeren konnte wurde mir ein Katheter gelegt und meine Blase entleert (Der Katheter war das ekelhafteste an der ganzen Sache). Danach kamen dann die ersehnten Nachwehen, um die Plazenta mit ein paar Wehen und leichtem Pressen (Gott sei dank schmerzfrei) zu gebären. Wir haben uns die Plazenta mit Birgit gemeinsam angesehen und uns dann aber doch entschieden sie zu entsorgen und nicht, wie manch andere es machen, sie zu pulverisieren oder zu vergraben.
Nachdem Birgit meinen Dammriss genäht hatte (ich habe mir dabei vor lauter Angst ein Kissen aufs Gesicht gedrückt, das ich nach dem ersten Stich erstaunt weggenommen habe, weil ich durch die lokale Betäubung überhaupt nichts gespürt habe), wurde ich untenrum eingepackt und eine doppelte Lage vom Sofa abgezogen, so dass ich es mir mit meinem Baby auf einem sauberen Laken gemütlich machen konnte! Mein Mann hat sich mit Birgit um organisatorische Sachen gekümmert, ist zur Apotheke gefahren, hat mich mit Essen versorgt und zur Toilette begleitet. Birgit blieb noch bis zum Nachmittag und half mir unter anderem beim Anlegen an die Brust. Anschließend kam sie abends und dann täglich zur Nachkontrolle vorbei.
Alles in Allem war meine Geburt ein schrecklich schmerzhaftes, aber auch unglaublich einzigartiges Erlebnis und ich würde mich jederzeit wieder für eine Hausgeburt entscheiden. Ich habe es
unglaublich genossen daheim zu sein, in meinem sicheren Umfeld und nicht unter so enormen Schmerzen eine Autofahrt aushalten zu müssen.
Ich war froh, vor, während und nach der Geburt viel Ruhe und keine Störung durch fremde Personen gehabt zu haben, besonders da ich ein paar Ängste (wenn auch unbegründet) hatte und ich mich in
Ruhe darauf einstellen konnte. Für mich war dabei sehr hilfreich, dass ich Birgit kannte und ihr vertraute und keine fremde Person an mir rumdoktern lassen musste.
Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen ein paar Ängste in Bezug auf die Geburt nehmen und für eine Hausgeburt begeistern.
Alles Liebe an alle werdenden Mütter!