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Am Ende einer wunderbar entspannten, nahezu komplikationslosen Schwangerschaft, sind wir schon ganz schön miteinander und zueinander gewachsen.
Montagabend am 13.05.24 kündigst du dich mit den ersten leichten Wellen an.
Wir hatten die Tage vorher schon das starke Gefühl, dass du bereit bist auf die Welt zu kommen, dass es an Uns war in die Ruhe zu finden. Wir beeilten uns alle noch unfertigen Aufgaben
abzuschließen. Als letztes der Wickeltisch, wurde fertig und wir sind kaum dazu gekommen es auszusprechen da hast du dich auf den Weg gemacht.
Ein Endspurt und gleichzeitig der Start deines Erdenlebens. Wir sind ehrfürchtig und voller Vorfreude auf das, was uns jetzt erwartet.
Die ersten Wellen sind so schön, neu und intensiv, dass sie meine Vorfreude noch steigern, in Abständen von ca. 10 min geleiten sie uns in die Nacht
von Montag auf Dienstag. Birgit und Laura sind schon da (wir haben sie angerufen als die Wellen etwas schneller wurden).
Einige Stunden sind vergangen, Im Schlaf mit leichten Wellen, bis wir in der Morgendämmerung wieder etwas intensiver geweckt werden. Ich habe das Bedürfnis aufzustehen und einige Positionswechsel
zu machen. Hängend am Tuch ist manchmal gut oder auch in der Hocke oder der Yoga Position „Kind“ Oft sind aber die Wellen so intensiv, Dass ich mich nicht bewegen möchte. Jedes Mal, wenn sich
wieder eine ankündigt, pumpe ich meinen Bauch auf um auf jeden Fall das Kind mit genug Sauerstoff zu versorgen. Dann konzentriere ich mich auf den Schmerz und lassen ihn, wie in einer tiefen
Meditation nicht in mein Bewusstsein bzw. zwinge mich nicht körperlich zu reagieren. Nach einiger Zeit fühlt sich die Idee Ins Wasser zu gehen gut an. Birgit und Laura sind nochmal nach Hause
gefahren und Nico baut den Birthpool auf. Er füllt den Pool in mühevoller Handarbeit auf da ausgerechnet heute kein warmes Wasser aus dem Hahn kommt. Eine Zeit lang ist es wunderschön, gemeinsam
im Wasser zu sein trotz starker Wellen, die ich, mich mit den Beinen wegdrückend und an Nico geklammert noch veratmen kann.
Ich taste zwischendurch und kann schon deutlich das Köpfchen im Becken spüren. Zu diesem Zeitpunkt (Dienstag ca. 16 Uhr) denke ich jetzt können wir Birgit wieder anrufen, es dauert bestimmt nicht
mehr lange…
Als Birgit und Laura wieder da sind, schicken sie uns erst mal raus in die Sonne mit den Worten jetzt geht ihr euch mal von der Schwangerschaft verabschieden! Ich denke erstmal Hä ich freue mich
doch total auf die Geburt, allerdings habe ich sehr unterschätzt, was dieser Schritt ins Ungewisse bedeutet.
Kaum sind wir Draußen breche ich in Tränen aus und nach einigen mühsamen, von starken Wellen begleiteten 100 Metern stehen wir Beide weinend in der Wiese und verabschieden uns von dieser schönen
Schwangerschaftszeit.
Der Weg zurück ist hart und ich bin bereit jetzt mein Kind auf die Welt zu bringen…Denke ich…
Nach einigen aktiven Wellen lege ich mich doch wieder ins Bett, der Muttermund ist bei 4 cm und ich bin ganz schön fertig und demotiviert von der Aussicht auf noch viele weitere Stunden
Eröffnungswellen. Im Bett war es einige Zeit sehr hilfreich durch Druck am Rücken die Wellen zu unterstützen, doch plötzlich wehrt sich mein Körper schlagartig gegen Berührung.
Äußerlich ruhig, ist mein Verstand im Inneren immer noch sehr aktiv die anrollenden Wellen in drei Schritte zu unterteilen:
1. Kind mit Sauerstoff versorgen
2.Körper entspannen
3. Schmerz vorbeiziehen lassen
Ich bin gefühlt am Ende meiner Kräfte, es kostet mich den letzten Rest dieses Muster aufrecht zu erhalten.
Auf Birgits Frage, ob ich nicht vielleicht doch ins Krankenhaus wolle, konnte ich noch mit einem starken Nein antworten, aber innerlich wurde ich unruhig, der Zweifel ob ich in der Lage sein
würde diese grausigen Schmerzen weiter auszuhalten wurde lauter. Irgendwann in der Nacht zu Mittwoch schaut Birgit mir zu wie ich versuche auf der Toilette einigermaßen beherrscht durch die
Grausigen Wellen zu kommen und meint: Clara mit den Wellen kommt dein Kind noch nicht!
Mein Kopf explodiert und mit Ihm die Beherrschung. Soll das heißen die Schmerzen können noch stärker werden? Wie soll das gehen? das halte ich nicht aus!!!
Auch Nico kommt vorsichtig auf mich zu und fragt, ob er für alle Fälle doch schon mal die Krankenhaustasche packen darf. Ich stimme zu, bin total fertig aber kann immer noch nicht glauben das
dieser Fall tatsächlich eintreten soll. Mittlerweile kann ich nichts mehr halten, jede Welle zwingt mich zu Boden. Wir beschließen nach einigem Ringen doch nach Aalen in die Klinik zu fahren. Ich
kann mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen wie ich diese 45 min
Fahrt überleben soll aber denke mir, wenigstens holen sie das Kind lebend aus mir raus.
Mein Kontrollkopf hat endgültig aufgegeben.
Gott sei Dank platzt nach nur 300m Autofahrt die Fruchtblase und wir fahren zurück in die Wohnung.
Ich habe sofort das Bedürfnis zu pressen. Birgit checkt den Muttermund und bittet mich nur noch einige Wellen zu warten. Ich schreie „Ich schmeiß es jetzt raus“
Ich weiß mir bleibt nicht mehr viel Kraft, nach ca. 25 std bin ich am Ende meiner Ressourcen angekommen. Die Presswellen sind eine Erleichterung. Endlich fühle ich das Kind, endlich haben die
Schmerzen eine Richtung!
Mit jeder Welle geht es jetzt ein Stück weiter, jede bringt mich und mein Kind näher zusammen und entfernt uns gleichzeitig voneinander. Das Gefühl ist kaum in Worte zu fassen.
Ein heiliger Versuch einen Basketball zu kacken :)
Kurz taucht der Gedanke auf das es meinen Körper zerreist aber es ist egal. Alles ist egal
In der nächsten Welle kommt unser Kleines in einem Schwung auf die Welt.
Welch überwältigendes Hochgefühl dieses zauberhafte Wesen auf meinem Bauch, in meinen Armen, an meinem Herz zu spüren, zu sehen, zu riechen, zu bewundern…
Die Zeit steht still!
Alle Mühe ist für einen Moment vergessen.
Sie findet die Brust und trinkt, schaut mir in die Augen, wie im Traum.
Unbeschreiblich was für ein Vollendetes Wunder die Schöpfung hervorgebracht hat.
Überwältigend welche Liebe und welches Fürsorgebedürfnis sofort da ist.
Dann setzen die Nachwehen ein und ich finde es total unfair wieder Schmerzen zu haben, in diesem Moment des perfekten Glücks, nach dieser Reise dem Kind entgegen über die Schwelle und wieder
zurück.
zum Glück nach kurzer Zeit kommt die Plazenta, faszinierend, schön. Sie hat das Kleine genährt all die Zeit. Nachdem sie auspulsiert hat, darf Nico die Nabelschnur durchtrennen.
Entbunden…wie viele der Begriffe, die rund um die Geburt verwendet werden, fühlt sich auch dieser so falsch und nichtig an, angesichts des Mysteriums.
Ich bekomme kaum mit wie um uns her aufgeräumt wird.
In Nicos Armen und mit unserer kleinen Tochter auf der Brust ist unsere Welt vollkommen.
Wir kuscheln uns ein in unser Bett und schlafen erstmal ein paar Stunden.
Stolz und unendlich dankbar schreibe ich diese Geburtsgeschichte.
Ich möchte jeder Frau Mut machen ihren Weg zu gehen auf ihre Weise und im Vertrauen, das unsere Natur dieses Ereignis zu einer vollkommenen Symphonie ausgereift hat!
Von Herzen Dank an Dich Birgit,
dass du uns mit deiner ruhigen und vertrauensvollen Art begleitet und uns diesen selbstbestimmten Weg ermöglicht hast.
In tiefer Verbundenheit
Clara Nico und Aurelia