Geburtsbericht, 23.12.2015, 2. Kind
4.130 g, 52 cm, KU36, 4:34 Uhr
Als ich von meiner zweiten Schwangerschaft erfahren habe, stand schon damals fest, dass ich auf gar keinen Fall im gleichen Krankenhaus als bei meiner ersten Tochter entbinden wollte. Meine Erfahrungen damals waren nicht gut und somit mussten wir überlegen, welche Alternativen es gab. Ich machte also einen Termin mit meiner damaligen Hebamme aus.
Zuerst unterhielten wir uns über verschiedene Krankenhäuser, dann über Geburtshäuser und am Ende sagte Sie, ob ich mir auch eine Hausgeburt vorstellen könnte.
Ich fand die Vorstellung zuhause zu entbinden auf Anhieb sehr schön und machte mir über das Thema mehr Gedanken. Von ihr bekam ich dann auch den Kontakt von Birgit.
Nach einem ersten Kennenlernen, stand für mich fest, dass ich mein zweites Kind zuhause bekommen möchte.
Birgit war mir von Anfang an sympathisch. Ich hatte ein gutes Bauchgefühl und darauf soll man ja bekanntlich hören.
Meinen Mann musste ich anfangs erst überzeugen. Er hatte etwas Bedenken, wenn etwas Unerwartetes passiert und ich doch in Krankenhaus müsste. Wir wohnen auf dem Land und der Weg ins nächste Krankenhaus mit Kinderklinik ist etwas weiter. Natürlich machte auch ich mir Gedanken, aber die Vorfreude auf die Hausgeburt war größer und die Bedenken wurden immer kleiner.So war es dann auch bei meinem Mann und er akzeptierte meine Entscheidung später voll und ganz. Das war mir sehr wichtig, denn es funktioniert nur, wenn sich alle einig sind und er hinter mir steht. Birgit vermittelte mir bei jedem Termin bzw. jeder Vorsorgeuntersuchung mehr Sicherheit und Vertrauen und so konnte ich voller Zuversicht der Geburt entgegensteuern.
Mein ET war ursprünglich der 18.12. Dieser wurde dann leider auf den 14.12. korrigiert.
Eigentlich dachte ich wirklich, dass unsere Tochter spätestens am 18.12. zur Welt kommt. Leider war dem nicht so und wir mussten ziemlich lange warten. Nachdem der 14.12. verstrichen war, begannen also die langen Tage des Wartens und der fast täglichen Kontrollen beim Frauenarzt. Ich hatte schon lange Zeit Vorwehen, die zwar von Tag zu Tag mehr wurden, aber letztendlich wollte es nicht losgehen. Weihnachten kam immer näher und ich hoffte einfach nur, dass es kein Christkind wird.
Am 21.12.waren wir nochmal zur Kontrolle bei meiner Frauenärztin. Der Befund war gut. Mein Muttermund war schon 4-5 cm offen und Sie meinte, dass es noch heute losgehen könnte. Wir gingen voller Zuversicht aus dem Termin, aber es passierte auch in dieser Nacht nichts.
Am 22.12. nachmittags waren wir zur Vorstellung in einem Krankenhaus mit Kinderklinik.
Da ich schon ET +8 war, mussten wir uns über eine Einleitung Gedanken machen und falls es dazu käme, wollte ich gerne in diesem Krankenhaus entbinden.
Die Ärztin war sehr nett, machte den gleichen Befund als meine Frauenärztin. Sie gab mir noch Globuli zum Einleiten mit und machte eine sogenannte Eipollösung, die Wehen auslösen sollte. Es war etwas schmerzhaft, aber ich hoffte, dass es etwas bringen würde. Auf der Heimfahrt um ca. 16:00 Uhr merkte ich sofort, dass sich da was tut. Die Wehen wurden etwas stärker als sonst und hielten auch an bis wir zuhause waren.
Daheim warteten wir erst einmal ab. Ich wollte mir keine unnötigen Hoffnungen machen und dachte wieder an einen Fehlalarm. Ich nahm noch ein Bad um zu gucken, ob die Wehen blieben. Sie waren wirklich ganz schwach, aber sie blieben. So warteten wir bis circa
20:30 Uhr, bis wir Birgit anriefen. Wir vereinbarten, dass Sie kommt und wir einen Einlauf machen, da dieser auch manchmal so den letzten Anstoß zur Geburt gibt.
Sie traf gegen 21:00 Uhr bei uns ein und untersuchte mich erst einmal.
Danach machten wir den Einlauf und warteten. Die Wehen kamen ganz gut, aber so dass ich alles sehr gut veratmen konnte. Wir bereiten im Wohnzimmer alles vor. Auch Birgit holte ihre restlichen Sachen aus dem Auto.
Während dieser Phase waren wir alle im Wohnzimmer. Birgit und ich lagen am Sofa, mein Mann auf der vorbereiteten Matratze am Boden. Wir hörten die Hypnobirthing CD und schliefen immer wieder ein. Gegen 1:00 Uhr wachten wir auf und meine Wehen waren plötzlich weg.
Ich war frustriert und traurig. War es wieder umsonst? Wieder ein Fehlalarm? Brauchte ich doch eine Einleitung oder gar einen Wehentropf wie bei meiner ersten Entbindung, da die Wehen nicht reichten bzw. nicht stark genug waren?
Birgit konnte es sich auch nicht erklären und so dachten wir beide, es wäre vorbei. Sie meinte, dass Sie noch 1 Stunde bleibt und wenn sich nichts mehr tut nach Hause geht.
Ich begann Treppen zu steigen und mich zu bewegen. Ich wollte einfach nur, dass es losgeht. Plötzlich, kurz bevor Birgit schon gehen wollte, hatte ich eine starke Wehe und ab da ging die Geburt dann tatsächlich doch noch los. Zu diesem Zeitpunkt war es 2:00 Uhr. Mein Mann rief meine Eltern an, die unsere große Tochter abholten. Wir wollten nicht, dass Sie während der Wehen/Geburt aufwacht und so durfte Sie die restliche Nacht bei Oma und Opa schlafen.
Ich hatte schnelle, starke Wehen. Wir waren uns alle sicher, dass es jetzt definitiv losgeht. Ich veratmete die Wehen im Vierfüßlerstand, teilweise auf der Toilette und teilweise im Stand. Wobei das kaum ging, da sie doch recht schnell und heftig kamen. Birgit schickte mich immer wieder auf die Toilette, um meine Blase zu entleeren. Ich dachte immer wieder an die Hypnobirthing CD, die ich schon Wochen vor der Entbindung zum Einschlafen hörte und ging immer wieder die Visualisierung durch, die ich mir ebenfalls Wochen vorher notierte. Das half mir sehr, nicht aufzugeben und mich nur auf mich und meine Tochter zu konzentrieren.
Birgit untersuchte mich ab und zu und hörte immer wieder die Herztöne. Soweit war alles ok, aber unsere Maus rutschte erst ziemlich spät ins Becken. Vermutlich lag es einfach an der Größe. Birgit prophezeite mir schon vor der Geburt, dass wir ein großes und schweres Baby bekommen würden. Im Krankenhaus dagegen, einen Tag vor der Geburt, wurde Sie tatsächlich nur auf 3.700 Gramm geschätzt, was mich zu diesem Zeitpunkt echt beruhigte. Hätte ich gewusst, dass unsere Maus über 4000 Gramm und einen 36er Kopfumfang haben wird, hätte ich vielleicht doch etwas Schiss bekommen.
Birgit war während der Geburt hellwach. Ich spürte Ihre Anwesenheit, aber Sie nahm sich sehr zurück und sagte wirklich nur etwas, wenn auch wirklich nötig oder wenn ich eine Frage hatte. Sie hat mich das machen lassen, was ich wollte.
Irgendwann platzte dann auch die Fruchtblase und die Geburt stand schon kurz bevor. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch im Vierfüßlerstand. Birgit meinte, dass ich es lieber in Seitenlage versuchen sollte, was ich dann auch tat.
Ich habe die Presswehen sehr bewusst erlebt und genau gemerkt, dass es jetzt fast geschafft war. Ich presste ein Bein gegen Birgit´s Schulter, das andere hielt mein Mann.
Und dann schob ich leicht. Ich habe genau gemerkt, als das Köpfchen kam. Birgit hat noch das vorbereitete, getränkte Tuch mit warmen Kaffee gegen meinen Damm gepresst. Ich war komplett bei mir und bekam überhaupt nicht mit, was um mich herum wirklich passierte.
Nur ich und meine Tochter waren jetzt wichtig. Ich wusste, dass Birgit und mein Mann da waren, aber was Sie wirklich taten, bekam ich nicht mit. Ich weiß nur noch, dass mir extrem heiß war und mein Mann mir immer ein kaltes Tuch über das Gesicht legte. Das tat wirklich gut. Birgit streichelte mir ab und zu den Rücken. Als das Köpfchen da war, mussten wir kurz auf die nächste Wehe warten. Dann war Sie endlich da. Es war 4:34 Uhr. Es war also wirklich eine schnelle Geburt.
Ich hatte wirklich kurz etwas Angst vorm Pressen, aber ich wusste, dass es fast geschafft ist und dass ich zuhause bin. Es lag also an mir. Keiner konnte mir diesen letzten Kraftakt abnehmen. Das war vielleicht entscheidend für mich. Im Krankenhaus hätte ich mich eventuell nicht getraut. Natürlich ist auch eine Hausgeburt schmerzhaft und natürlich kommt man zu dem Punkt, an dem man denkt, man schafft es nicht. Entscheidend ist aber die Atmosphäre zuhause. Keine fremden Gerüche, keine fremden Menschen, gemütliches Licht, wohlige Wärme, wohliger Duft. Was gibt es schöneres, als einen neuen Menschen dort zu empfangen, wo er auch aufwachsen wird?
Birgit legte mir unsere Tochter gleich auf die Brust. Es war ein unbeschreiblicher Moment. Sie kam genauso, wie ich es mir immer vorstellt habe. Zuhause, nachts, vor unserem Ofen im Wohnzimmer. Unser Bonding war sehr schön und jeder Schmerz vergessen. Wir genossen die ersten magischen Momente in vollen Zügen.
Ich hatte noch etwas Bedenken, ob die Plazenta kommt. Wir mussten etwas warten, aber dann kam sie und alles war gut. Jegliche Anspannung war weg. Ich fand alles sehr interessant und habe mir Plazenta und Nabelschnur genau angesehen. Mein Mann hat dann irgendwann die Nabelschnur durchtrennt. Birgit machte die U1 und dann kümmerte sich mein Mann kurz um unsere Tochter, während Birgt meine Wunden versorgte. Ich bin leicht gerissen, was aber bei der Größe unserer Tochter kein Wunder ist. Der Riss wurde genäht. Das war etwas unangenehm, aber schnell vorbei.
Birgit blieb noch bis circa 7:00 Uhr und wartete, ob ich selbständig aufstehen und zur Toilette gehen konnte.
Die ersten Stunden genossen wir dann zu dritt. Unsere Große war zu der Zeit noch zur Weihnachtsfeier im Kindergarten. Es war wunderschön, weil wir zuhause in unserer gewohnten Umgebung waren. Wir beschnupperten uns und lernten uns erst einmal in Ruhe kennen. Mittags holte mein Mann unsere Große. Sie reagierte sehr süß. Alles war perfekt.
Am Abend duschte ich und stieg zum ersten Mal die Treppe hoch in unser Schlafzimmer.
Unsere Eltern kamen zu Besuch. Die ersten 3 Tage verbrachten wir im Schlafzimmer.
Mein Mann kümmerte sich um alles und wir konnten uns von der Geburt erholen.
Die Hausgeburt war zu 100% die richtige Entscheidung. Es hat alles super geklappt und mit dieser tollen Geburt, konnte ich auch die traumatischen Erlebnisse meiner ersten Geburt verarbeiten. Ich weiß nun, dass ich es schaffe. Ohne Eingriffe und ohne die Verletzung meiner Intimsphäre.
Mein Mann und ich sind Birgit von Herzen dankbar, dass Sie uns bei diesem entscheidenden Erlebnis begleitet hat. Sie stand mir mit Rat und Tat zur Seite und ohne Sie, hätte ich mich das nicht getraut. Ich bin grundsätzlich ein eher ängstlicher Typ, aber ich fühlte mich zu 100% sicher bei ihr. Ich hatte Vertrauen und durch die vielen Gespräche vor und während der Geburt lernten wir uns immer besser kennen und schätzen. Das Vertrauen in die Hebamme ist für eine Hausgeburt unerlässlich. Nur wer sich zu 100% sicher aufgehoben fühlt, kann meiner Meinung nach auch zuhause entbinden.
Wir sind undenklich dankbar und voller Demut vor dem Wunder der Natur!
Die Betreuung während des Wochenbettes war Top. Birgit kam anfangs täglich.
Sie untersuchte mich und die Kleine, gab mir eine Bauchmassage und hörte uns einfach zu. Sie half mir bei vielen kleinen Sorgen und Problemen und auch nach dem Wochenbett konnte ich Sie noch jederzeit anrufen. Ich kann nur jedem eine Hausgeburt empfehlen!
Mittlerweile ist unsere Tochter 10 Wochen alt und ist sehr zufrieden und ausgeglichen.
Das war bei unserer ersten nicht der Fall. Ich glaube schon, dass das auch mit der Geburt zusammenhängt. Wir genießen unser Leben zu Viert und ich bin stolz darauf, wenn ich ihr irgendwann von der schönen Geburt erzählen kann.
Ein Tipp noch meinerseits: Ich würde niemandem von einer geplanten Hausgeburt erzählen. Leider sehen viel zu viele das Thema kritisch. Letztendlich muss es jeder für sich selbst entscheiden und sollte sich von niemandem etwas anderes einreden lassen. Deshalb lieber die Entscheidung für sich selber treffen und andere reden lassen. Hört auf euer Bauchgefühl! Das ist fast immer das Richtige! Vertraut euch und eurem Körper!