Geburtsbericht Benno
Kurz zu meiner Person: Ich heiße Martina, bin 33 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Meinen ersten Sohn Xaver brachte ich im Januar 2019 im Geburtshaus in Nürnberg zur Welt. Ich hatte eine angenehme, relativ schnelle Geburt und war absolut begeistert von dieser außerklinischen Geburtserfahrung. Da sich der Geburtstermin meines zweiten Sohnes mit den Urlaubszeiten des Geburtshauses überschnitt, plante ich nun also eine Hausgeburt. Meine Freundin und Hebamme Sarah übernahm zusammen mit Birgit die Vor- und Nachsorge, weil Birgit einen ziemlich langen Anfahrtsweg zu mir hat. Dies hat super funktioniert und war für mich eine ideale Betreuung in Schwangerschaft und Wochenbett.
Ich war der festen Überzeugung, dass ich noch viel Zeit bis zur Geburt unseres zweiten Sohnes hätte. Schließlich waren es fast drei Wochen bis zum Termin und unser erster Sohn kam auch nur einen Tag früher, als errechnet. Außerdem wollte ich noch Einiges erledigen, da wir erst vor fünf Wochen in unser neu renoviertes Haus eingezogen waren. Aufgrund des Drängens meines Mannes besorgte ich dann doch in der Drogerie die fehlenden Dinge für die Geburt und das folgende Wochenbett. Am Abend des gleichen Tages bezogen wir die Geburtsmatratze und packten mit Hilfe von Birgits Liste unsere Geburtsutensilien in einen Wäschekorb. Tags drauf hatten wir uns mit Freunden auf der Terrasse zum Brotzeitmachen verabredet. Bis dahin hatte ich keinerlei (Vor)Ahnung, dass es bald losgehen würde. Ich brachte unsren Großen ins Bett, während mein Mann und unsre Freunde weiter den warmen Sommerabend genossen.
Als ich vom Bett aufstand, wunderte ich mich darüber, dass es bei mir tröpfelte. Da ich ja noch nicht mit dem Geburtsbeginn rechnete, dachte ich zuerst daran, dass mein Beckenboden mittlerweile so aufgelockert wäre und ich meine Blase nicht mehr ganz kontrollieren könne. Also schnell zur Toilette und eine der Binden eingelegt. Hier wurde mir dann allerdings klar: Das ist kein Urin! Es tröpfelte und tröpfelte und hörte nicht mehr auf. Ich war ziemlich überrumpelt, denn bei meiner ersten Geburt hatte ich keinen Blasensprung, und rief erstmal meinen Mann. Schnell war geklärt, dass wir Birgit anrufen müssen. Gegen 20:30 Uhr informierte ich sie über meinen Verdacht, einen Blasensprung zu haben. Wir besprachen, dass ich auf die ersten Wehen warten und nach Möglichkeit ein wenig schlafen sollte. Unsre Freunde verabschiedeten sich und dann saß ich mit einer dicken Vorlage in der Unterhose total aufgeregt zusammen mit meinem Mann auf dem Sofa. An Schlaf war für mich nicht zu denken. Was wäre, wenn die Wehen nicht losgehen? Ins Krankenhaus wollte ich auf keinen Fall. Mein Mann versuchte in der Zwischenzeit die Heizung zum Laufen zu bringen, da es trotz August eher kühl im Haus war. Später probierten wir uns nun doch schlafen zu legen.
Zum Glück spürte ich gegen 23 Uhr das erste Ziehen. Anfangs noch unregelmäßig, jedoch so dass ich nicht mehr liegen konnte und zurück ins Wohnzimmer ging. Mein Mann folgte mir bald und um 02:30 waren die Wehen so regelmäßig, dass wir Birgit baten, sich auf den Weg zu machen. Zwischenzeitlich hatte mein Mann festgestellt, dass die Heizung nicht ansprang, weshalb er kurzerhand den Kachelofen anschürte. Als Birgit gegen 03:15 bei uns eintraf, saß ich auf dem Sofa und war fast ein wenig enttäuscht, weil die Abstände zwischen den Wehen wieder größer und unregelmäßiger geworden waren. Da ich einen Blasensprung hatte, verzichtete Birgit allerdings darauf nach meinem Muttermund zu tasten. Es war also nicht klar, wie weit dieser schon offen war. Wir warteten jetzt daher zu dritt und überlegten sogar zwischenzeitlich, ob es sinnvoll wäre, wenn Birgit wieder nach Hause fährt. Nachdem sie mir Globuli gegeben hatte, die die Wehen wieder anregen sollten, entschieden wir gemeinsam abzuwarten, was in der nächsten Stunde passiert. Birgit legte sich zum Ausruhen ein wenig im Kinderzimmer hin, mein Mann machte es sich auf dem Sofa bequem und ich tigerte in unsrem Wohnessraum auf und ab. Glücklicherweise spürte ich die Wehen wieder regelmäßiger und lief weiter meine Runden um den Kachelofen.
Gegen 04:45 Uhr erkundigte sich Birgit, wie es mir ginge. Die Abstände zwischen den Wehen betrugen jetzt etwa fünf bis sechs Minuten, weshalb wir entschieden, dass Birgit da bleibt. Um 05:30 Uhr wachte unser Sohn auf und mein Mann holte ihn zu uns. Er spielte zunächst ein wenig, frühstückte dann und wurde anschließend von meinem Mann angezogen, damit er ihn zu seinen Eltern ins Nachbardorf fahren konnte. Ich ging die ganze Zeit weiter auf und ab. Bei jeder Wehe schlich ich am Backofen in der Küche vorbei, um dort einen Blick auf die Uhr zu werfen und den Wehenabstand zu errechnen.
Die Uhr im Auto zeigte 07:13, als mein Mann mit meinem Sohn aufbrach. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich etwa alle vier Minuten eine Wehe, die ich aber noch gut veratmen konnte. Weil „die Lage“ (O-Ton meines Mannes) bei der Abfahrt noch total entspannt war, ging er bei seiner Rückkehr gegen 07:25 Uhr direkt ins Bad zum Zähneputzen. Unterdessen wurde es bei mir jedoch rasant heftiger und ich spürte plötzlich ein extrem schmerzhaftes Ziehen im Kreuzbein. Deshalb rief ich meinem Mann, dass er sofort kommen solle. Ich wusste nun schlagartig, dass es sehr schnell gehen wird und ließ mich im Vierfüßlerstand auf der Matratze vor dem Kachelofen nieder. Birgit kniete sich neben mich und gab das Kommando, dass sie bereit sei. Ich schwitze auf einmal sehr heftig und mein Mann kühlte mir mit einem Waschlappen die Stirn. Nach nur drei Presswehen war bereits der Kopf da und nach einer weiteren war unser Sohn Benno um 07:49 Uhr komplett geboren. Er war voller Käseschmiere und hatte auch noch einen Schwall Blut abbekommen. Dennoch war ich schockverliebt in dieses kleine Wunder, das mir Birgit direkt auf die Brust legte.
Etwa eine halbe Stunde später war die Plazenta da, ich durchtrennte die Nabelschnur und stillte dann Benno zum ersten Mal. Währenddessen hat mein Mann Kaffee und Tee gekocht und Toasts zubereitet. Wir frühstückten gemütlich in unsrem Esszimmer - ich liegend auf der Matratze vorm Kachelofen, Birgit und mein Mann am Tisch. Mein Kreislauf war total stabil, dass auch der erste Gang zur Toilette problemlos verlief. Am späten Vormittag verließ uns Birgit und nach dem Mittag holte mein Mann unsren Xaver nach Hause, damit er seinen Bruder kennenlernen konnte. Familienglück perfekt.
Ich bin unheimlich glücklich und vor allem dankbar, dass die Hausgeburt mit Birgits zurückhaltender, aber sehr kompetenter Unterstützung so schön verlaufen ist. DANKE Birgit! Zu jeder Zeit fühlte ich mich absolut sicher und gut betreut.