Geburtsbericht János 2023
Man könnte vielleicht sagen, dass ich vorbereitet war. Aber innerlich war ich nicht bereit, beziehungsweise konnte ich noch nicht glauben, dass einfach um den errechnetenTermin herum die Wehen einsetzen würden. Bei meiner letzten Geburt hatte man meinem Körper nicht viel zugetraut. Ich wurde am Termin im Krankenhaus eingeleitet und dann wurden künstlich immer weiter Wehen produziert, bis unsere Tochter da war. Das wollte ich so nicht mehr und ich wusste schon vorher, dass eine Hausgeburt mit Birgit zu machen gut zu uns passt und bin im Nachhinein noch glücklicher über die Entscheidung. Dieses bestärkende Erlebnis ließ das Misstrauen zu meinem Körper von der ersten Entbindung in Vertrauen kehren.
Wir wohnten gerade in einem Wintergarten.Also war Viktor, mein Freund, als meine Blase dann wirklich genau am Termin sprang, dann erstmal damit beschäftigt alle Fenster rundherum abzuhängen, um uns ein bisschen Privatsphäre zu ermöglichen. Eine Stunde später ging es dann langsam los mit den ersten Wehen. Das war um 16:00 Uhr nachmittags. Am Anfang noch zaghaft und unregelmäßig fing es langsam an sich im 15-Minuten Rhythmus einzupendeln. Um hier auf dem Land ein bisschen Netz zu bekommen ging ich eine Runde spazieren und warnte Birgit am Telefon schonmal vor, dass diese Nacht noch einiges passieren könnte. Während Viktor draußen vor meinem Fenster mit unserer Tochter noch Holz aufstapelte (auch um seine Nervosität ein bisschen loszuwerden), versuchte ich mich auf dem Sofa zu entspannen. Aber auch ich war so aufgeregt und vorfreudig, dass nicht an schlafen zu denken war. Nach dem Abendessen wurde unsere Tochter von ihrer Oma abgeholt und durfte auch die Nacht über dortbleiben. Die Wehenpausen blieben bei ca. 15min, die Wehen selbst wurden aber langsam intensiver. Ganz oldschool schrieb Viktor jede Wehe auf dem Papier mit und wir turnten noch zusammen die Übungen durch, von denen wir gelesen hatten, dass sie unser Baby in die richtige Position bringen könnten. Irgendwann kreiste ich alleine auf dem Peziball herum und als Viktor seine Augen schon nicht mehr aufhalten konnte, machte auch ich es mir im Bett gemütlich und versuchte mich auszuruhen. Das war um 1 Uhr. Tatsächlich merkte mein Körper anscheinend, dass ich ein bisschen Ruhe brauchte und die Wehenpausen verlängerten sich von zuvor 7min auf 20 bis 30min. Um 4 Uhr morgens begannen die Wehen wieder stärker und regelmäßiger zu werden und um 5 merkte ich, dass ich mich wohler fühlen würde, wenn jetzt langsam Birgit nicht zu weit weg wäre.
Sobald sie da war, wurden die Wehen noch sehr viel stärker. Im Nachhinein denke ich, dass auch die Sicherheit, die sie für mich ausstrahlte, meinem Körper das ok gab weiterzumachen. Nach dem ersten Kaffee war dann auch mein Freund wieder fit, was man auch sehr deutlich an seinem übermäßigen Redefluss merkte. Als er merkte, dass das für mich ein bisschen anstrengend wird, hat er mich massiert, was deutlich mehr geholfen hat, als so oft zu fragen, was er mir noch bringen kann, was natürlich lieb gemeint war.Kuscheln übrigens auch, weil Oxytocin das beste Schmerzmittel ist, wie wir gelesen hatten. Nur auf der Seite liegend und fest von meinem Freund im Arm gehalten waren die Wehen jetzt für mich noch auszuhalten und um ca. 9 Uhr morgens merkte ich plötzlich, dass etwas anders war. Ich hatte das Gefühl schnell auf die Toilette zu müssen und Birgit meinte es könnte bald losgehen mit den Presswehen. Mit ihrer Hilfe kam ich zum Bett, konnte aber einfach nicht auf die vorbereitete Unterlage. Erst später traute ich mich in den Vierfüßlerstand und konnte so gut mit den Wehen arbeiten. Diesen Teil der Geburtspürte ich zum ersten Mal in voller Stärke. Bei meiner ersten Entbindungwurde mir gesagt, wann ich mitpressen sollte, weil ich unter dem Einfluss der PDA fast nichts davon merkte. Es war ein überwältigendes Gefühl, dass auf natürliche Weise ich und mein Kind zusammenhalfen den ganzen Weg zu meistern. Mitzupressen und hinzuspüren, wie mein Körper am besten arbeiten konnte war angenehmer als das „Veratmen“ von davor. Dann war der Kopf da und ich bekam nichts von dem mit, was um mich herum passierte. Viel schneller als erwartet fand ich mich mit meinem kleinen Sohn auf dem Bauch im Bett liegend wieder und zitterte. Meine Beine zitterten. Ich hatte das Gefühl mich von oben zu sehen. Nicht wie bei einer Nahtoderfahrung oder so. Sondern aus völliger, mit Glück erfüllter Erschöpfung.
Nach ca. einer halben Stunde kam die Plazenta und Viktor nahm es gerne an, die Nabelschnur durchzuschneiden. Wir haben danach noch überlegt, warum das mittlerweile für die Männer eine Tradition geworden ist, waren uns aber nicht ganz sicher. Dann wurde János erstmal untersucht und Birgit hatte noch einiges an Papierkram zu erledigen, während wir die erste Zeit mit unserem Kleinen genossen bis dann unsere Tochter zum ersten Mal ihren Bruder sehen durfte.
Danke an dieser Stelle Birgit, dass du uns mit deiner entspannten und angenehmen Art durch die Geburt geführt hast und besonders mir geholfen hast auf diesen natürlichen Prozess zu vertrauen!