Diese Geschichte erzählt davon, wie die Ängste durch eine traumatische erste Geburt in Stärke verwandelt werden können
Oskar, 2. Sohn
die Vorgeschichte
Die Geburt meines ersten Kindes war nicht leicht. Ich war für schulmedizinisch Verhältnisse bereits sehr lange überfällig, kurz vor der angedrohten Einleitung gingen nachts doch die
Wehen los. Aber es wurde nach einiger Zeit ein Geburtsstillstand im Krankenhaus festgestellt, der Muttermund ging nicht auf und ich bekam eine PDA.
Dann wurde der Muttermund mit der Hand geweitet, ich hing am Wehentropf und schließlich wurde noch kristellert und geschnitten. All das war ganz anders, als ich mir eine Geburt
vorgestellt hatte. Ich war bereit gewesen, große Schmerzen lange Zeit zu ertragen und mein ganzer Einsatz brachte doch nichts.
Ziel Hausgeburt
In meiner zweiten Schwangerschaft war für mich ab dem vierten oder fünften Monat klar, dass ich eine Hausgeburt wollte. Mein Mann war noch zögerlich, weil die erste Geburt so schwer
gewesen war, aber als wir Birgit beim ersten Gespräch kennengelernt hatten, war unsere Unsicherheit fast verschwunden. Birgit lernte ich in der Schwangerschaft immer besser kennen und
mit ihrer Hilfe hatte ich die Hoffnung, eine schöne Geburt zu erleben. Viele in meinem näheren Umfeld sagten, dass ich mich nicht darauf versteifen soll, zuhause zu entbinden, aber
meine Vorstellung, vor dem Schwedenofen auf einer Matratze mein Baby zu bekommen, gab mir in dieser Zeit viel Kraft. Natürlich war ich beim zweiten Kind wieder überfällig, aber
Birgit beruhigte mich. Nach einer Woche drüber tat mein Bauch weh und ich war sehr weinerlich und Birgit sagte, ich soll bestimmte Globuli nehmen. Das half und in der Nacht bekam
ich Wehen.
die Geburt beginnt
Ab zwei musste ich sie bereits veratmen und meinen Mann
wecken. Der war ganz ruhig und ich musste in seinen Armen erst einmal weinen, weil ich solche Angst hatte, dass es nicht zuhause klappen könnte, dass ich es nicht schaffe und ich ins
Krankenhaus gehen muss. Um halb drei rief ich Birgit an, sie war eine halbe Stunde später da und auch da musste ich erst einmal weinen. Aber Birgit beruhigte mich mit ihrer ruhigen Art und
machte mir Mut, dass ich es schaffen kann. Sie nahm gleich zu Beginn mit mir Körperkontakt auf (ich mag so was normalerweise gar nicht) und ich wurde während der gesamten Geburt in den Wehen
entweder von meinem Mann oder Birgit berührt. Das gab mir viel Sicherheit. Birgit war während der gesamten Geburt routiniert und ruhig, sie strahlte Zuversicht aus und in
dieser Atmosphäre ermutigte sie mich immer wieder, dass ich es schaffen kann, dass mein Becken groß genug ist, dass ich zuhause mein Baby bekommen kann und nicht ins Krankenhaus
muss. Es war immer Raum für Tränen und Ängste, aber wir haben auch gelacht und zwischen den Wehen, die immer stärker wurden, schlief immer
wieder jemand ein und einmal träumte ich sogar etwas. Die Wärme im Wohnzimmer tat gut und wir heizten kräftig ein, weil ich so fror. Ab halb sechs war mir klar, dass es nicht mehr allzu
lange dauern wird, mein großer Sohn wachte dann um halb sieben auf und wurde von meiner Tante abgeholt. Er kam sogar zwischen den Wehen zu mir herein und hatte gar keine Angst. Meine
Tante schaute noch bei mir herein und war zu Tränen gerührt, mich so zu sehen. Als die beiden weg waren, ging es immer schneller und schließlich kam die Austreibungsphase.
Die Geburt zu Hause
Die Phase, in der man meint sterben zu müssen, hatte ich gar nicht, weshalb ich fast überrascht war, dass ich schon so weit war. Die Wehen kamen nun fast ohne Unterbrechung und von
der Seitenlage, die ich bisher eingenommen hatte, ging ich auf Anraten meines Mannes in den Vierfüßler. Ab da ging es sehr schnell. Ich sah, dass Birgits
entspannter Gesichtsausdruck einem hochkonzentrierten gewichen war und wie sie ihre Handschuhe anzog. Mit der „Pferdchenatmung“ konnte ich verhindern, dass das Baby zu schnell kam
und ich fragte zweimal nach hinten zu Birgit kurz vor der Wehe: “Pferdchen??“ Sogar während der Geburt war es witzig und weil die Atmosphäre so entspannt war, konnten wir auch in dieser
Phase lachen. Während der Austreibungsphase schrie ich, das tat so gut. Ich wusste, ich bin allein im Haus, niemand hört mich, ich kann sein wie ich mich fühle und ich ließ alles
fallen. Ich hatte das Gefühl, ich bin das Meer, das gegen eine Klippe schlägt, ein Vulkan, der ausbricht, ein Strudel, der einen in die Tiefe zieht. Ohnmächtig und doch so stark.
Trotz der Schmerzen, trotz der Angst, die aber am Schluss weg war, weil es einfach lief und von Birgit so eine Sicherheit ausging und mein Mann an meiner Seite so stark war und mir so
viel Halt gab.
Danke!
Den ersten Tag verbrachte ich im Wohnzimmer auf der Matratze, empfing die Familie und fühlte mich rundherum geborgen und glücklich.
Nun kann ich wirklich behaupten, ich hatte eine schöne Geburt und das war es, was ich mir so sehnsüchtig gewünscht hatte. Birgit nähte mich nach der Geburt der Plazenta, da ich ein
wenig gerissen war, weil Oskar seine Hand am Hals hatte. Aber auch das verheilte gut und mit Birgits Begleitung kam ich gut durchs Wochenbett und
auch in der Zeit danach fühlte ich mich ihr stark verbunden und ich wusste, ich kann sie immer anrufen und sie nimmt sich immer Zeit für mich.