Diese Geschichte erzählt von einer Geburt, bei der der 2 1/2 jährige Bruder dabei war
Die Nacht Deiner Geburt
Heute wollen wir dir erzählen, wie du bei uns "gelandet" bist. Dass wir mit dir schwanger sind, haben wir auf einem ungewöhnlichen Weg erfahren. Bei der Voruntersuchung zu meiner Blinddarm-OP sagten die Ärzte deinem Papa und mir, dass du da bist, zwar noch ganz klein (6. Woche), aber total kämpferisch, denn zusammen haben wir eine OP durchlitten. Ganz bewusst entschieden wir uns wieder für eine Hausgeburt. Außerdem entschloss ich mich, dieses Mal komplett ohne "Schulmedizin" auszukommen, d.h. ich ließ mich nur von unserer Hebamme Birgit in der Schwangerschaft begleiten. Dies war meine beste Entscheidung.
Wir hatten eine wunderschöne Zeit miteinander, jeden Monat wurde mein Bauch runder und ich wurde jeden Monat stolzer, dich in mir wachsen zu spüren. Wir beide hatten die ganze Zeit über einen tollen Draht zueinander und ich freute mich jedes mal unheimlich, wenn du dich wieder bewegt hast, manchmal waren das ganz schöne Tritte. Außerdem ist es etwas Besonderes, eine Schwangerschaft ohne Ultraschall zu erleben, denn hier spürt man nur und sieht nichts, genau wie von der Natur gewollt und erdacht. Der Geburtsvorbereitungskurs bei Birgit und Regina tat uns beiden so unendlich gut und ich genoss die besondere Zeit mit all den Anderen im Kurs.
Als dein errechneter Geburtstermin näher rückte (25. Juli 09), wurde ich immer ungeduldiger und konnte es kaum mehr erwarten, dich endlich in meinen Armen zu halten. Wie deine großen Brüder warst auch du genau 7 Tage über dem Termin bereit dazu, geboren zu werden. Und dann kam der Tag deiner Geburt, besser gesagt, die Nacht deiner Geburt, denn genauso wie ich es mir gewünscht hatte, kamst du nachts zu uns.
Den Tag zuvor verbrachten wir alle zusammen an unserem Weiher, abends duschte ich noch und legte mich ins Bett ohne zu ahnen, dass es endlich soweit ist. Irgendwann wachte ich mit einem komischen Gefühl auf, ich ging ins Wohnzimmer und genoss die Ruhe der Nacht. Als die Wehen immer heftiger wurden (ich dachte nach wie vor an Vorwehen), atmete ich mich eine nach der anderen durch sie hindurch, hängte mich in mein selbstgebautes Geburtsseil (Tragetuch an Decke gehängt) und versuchte zwischen den Wehen immer wieder etwas zu dösen. Irgendwann kam dein Papa und meinte, es sei an der Zeit, Birgit anzurufen.
Als sie kam, war ich ins Schlafzimmer umgezogen (auf allen vieren die Treppe hoch). Maxi, (dein großer Bruder war zu dem Zeitpunkt gerade mal 2 ½ Jahre alt) war mittlerweile auch aufgewacht und ging mit uns den Weg durch die Wehen und gab mir so unendlich viel Kraft und Liebe. Birgit saß neben mir, streichelte meinen Rücken, atmete mit mir und gab mir immer wieder meinen Mut zurück, vor allem ließ sie mich das tun, was ich tun wollte (oder besser gesagt, was mein Körper wollte). Die einzig mögliche Haltung während deiner Geburt war: auf den Knien, vorn über gebeugt.
Oh ja, deine Geburt lehrte mich Demut und Hingabe. Ich saß vor dem Bett auf meinen Knien und veratmete Wehe um Wehe. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich keine Kraft mehr hatte, doch dank aller Anwesenden war ich bald wieder motiviert genug, die letzte Strecke unserer gemeinsamen Reise ins Leben, in Angriff zu nehmen. Ich spürte förmlich, wie du dich durch mein Becken gearbeitet hast. Und dann war es so weit, mit einer heftigen Wehe bist du aus mir herausgeschlüpft, der ganze süße Kerl auf einmal.
Endlich warst du da. Ich war so unendlich glücklich, allerdings haben wir alle erst mal blöd gekuckt, denn wir haben ausnahmslos alle mit einem Mädchen gerechnet. Aber nein, nichts war es mit Katharina. Wir haben einen wunderschönen Leon-Luca bekommen.
Du hast so wunderschön ausgesehen und richtig gehend geleuchtet. Wow, als ich dich in meine Arme nahm, war ich total fasziniert von deiner Ausstrahlung. Deine Nabelschnur ließen wir unendlich lange mit der Plazenta verbunden und Papa und Max haben sie erst durchtrennt, als mein Gefühl mir sagte, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt sei.
Du bist nun endlich bei uns mein Schatz, lange ersehnt und endlich da. Unsere kleine Sternschnuppe, geboren in der ersten Augustnacht, gelandet in unserem Heim und noch tiefer in unseren Herzen.
Willkommen auf dieser Erde und im Kreis unserer Familie.
" In der Nacht, als du geboren wurdest, weinte der Himmel, denn er verlor seinen schönsten Stern."