Meine Geburten
Da ich 4 Kinder habe wird das jetzt etwas länger werden, aber vielleicht ist es auch gerade wegen der 4 teilweise total verschiedenen Geburten spannend für euch zu lesen.
Bei der ersten Geburt war ich 27 Jahre alt und hatte wenig Vorstellungen wie eine Geburt so wird. Klar ich hatte viel gelesen, auch viel über natürliche Geburt und ich wusste was ich nicht möchte – dummerweise habe ich am Ende genau das bekommen, einen Kaiserschnitt.
Aber zuerst hat mich diese Schwangerschaft schon mal an den Rand meiner Grenzen gebracht. Mir war ständig übel, bereits nach kurzer Zeit hatte ich ordentlich abgenommen da ich nichts essen konnte. Ständig musste ich mich übergeben, ich konnte mich teilweise kaum auf den Beinen halten. Irgendwann in der 9ten Woche landete ich im Krankenhaus weil ich auch nichts Flüssiges mehr behalten habe. Ich bekam Infusionen und Vomex. Die Wochen im Krankenhaus waren für mich furchtbar. Die Übelkeit wurde nicht besser, das Krankenhausessen konnte ich gar nicht essen und ständig kamen dumme Kommentare vom Personal das sie noch nie eine Schwangere erlebt haben die so kotzt. Meine Mutter hat mir jeden Tag eine Thermoskanne voll Gemüseeintopf gebracht, das einzige was ich zu der Zeit runtergebracht habe. Nach zwei Wochen bin ich auf eigene Verantwortung nach Hause, es ging mir zumindest so gut, dass ich wieder trinken konnte. Der Rest war unverändert.
Nachdem mir in der 16ten Woche von meinem Frauenarzt zur Abtreibung geraten wurde „wer so kotzt lehnt sein Kind ab und dann sollten sie es besser auch nicht bekommen“ habe ich den Arzt gewechselt und mich intensiv mit Hausgeburten beschäftigt. Ich habe mir eine Hebamme gesucht und mich von ihr den Rest der Schwangerschaft gemeinsam mit meinem neuen Arzt betreuen lassen. Birgit war damals die zweite Hebamme zur Vertretung.
Irgendwann in der 25ten Woche wurde die Übelkeit besser und das schwanger sein fing an schön zu werden. Am ET tat sich nichts, wir warteten weiter. Meine Hebamme schickte mich regelmäßig zu Untersuchungen in die Klinik die ich für den Notfall ausgesucht hatte. Alles ok soweit, aber der Kopf des Babys rutschte nicht richtig ins Becken. Im Krankenhaus haben mich in diesen 2 Wochen nach dem ET 4 verschiedene Ärzte untersucht die meinten alle, der Kopf liegt gut, alles in Ordnung. Nur meine Hebamme sagte der sitzt seltsam oberhalb des Beckeneingangs. Als der Kopf mit den ersten Wehen seine Position auch nicht veränderte und die Wehen immer wieder weggingen bin ich ins Krankenhaus, am 14ten Tag nach ET. Meine Hebamme riet mir zu einer PDA weil sie sicher war das der Kopf immer noch zu weit oben hängt und sie hoffte das eine PDA da vielleicht genug Entspannung für eine Geburt bringen würde. Mir ging es damit furchtbar, ich war total traurig, dass meine geplante Geburt in entspannter Umgebung jetzt wohl nichts wird.
Im Krankenhaus konnte der Arzt die Bedenken meiner Hebamme überhaupt nicht nachvollziehen und erklärte mir das er bei einer Frau die bereits hin und wieder Wehen hat keine PDA mehr setzen würde. Aber abgesehen davon lässt er mich jetzt auch nicht mehr gehen und weil es ja keine Probleme gibt außer den seiner Meinung nach zu unregelmäßigen Wehen. Er gab mir Einleitungsgel.
Danach hatte ich alle 2 Minuten Wehen, schmerzhaft aber wirkungslos. 8 Stunden lang. Und weil das CTG Probleme hatte die Herztöne meines Babys zu erwischen musste ich diese 8 Stunden auf der rechten Seite liegend verbringen. Für mich eine Qual und für mein Baby unter diesen Bedingungen wohl unmöglich sich besser zu positionieren. Nach 6 Stunden kam der Arzt und stellte fest: „Sehr schön sie haben wohl Wehen, aber der Wehenschreiber erkennt sie gar nicht.“ Meine Wehen waren für mich als ganz massive Rückenschmerzen wahrnehmbar, aber am Bauch tat sich nichts. Der Arzt ging, die Hebamme blieb. Zwei Stunden später kam ohne Ankündigung (kein Telefonat der Hebamme, kein Mensch der nachgefragt hätte) das OP Team zur Türe herein. Sie würden jetzt einen Notkaiserschnitt machen, ich solle mal schnell unterschreiben. Gleichzeitig wurde die Bettdecke weggerissen, ein Katheder gelegt, rasiert und die Infusionsnadel gelegt. Ein Horror, ich bin heulend innerlich zusammengeklappt. Keiner sagte mir in dem Moment was los ist, ich hatte Angst um mein Baby. Wenige Minuten später lag ich auf dem OP Tisch und war weg.
Mein Mann hatte inzwischen so lange mit der Hebamme gekämpft, dass er mit Baby zu mir in den Aufwachraum durfte. Da war ein Baby, gewaschen und angezogen, mit heftigen blauen Flecken am Kopf. Aber mein Baby war es nicht – nicht für mich.
Mein Mann und die Hebamme haben das Kind angelegt, ich war völlig neben mir. Mir war übel, ich hatte Schmerzen und ich wollte das so alles nicht, bin aber irgendwann wieder eingeschlafen.
Später im Zimmer war es leider nicht besser. Dieses Baby war nicht meines und die Schwester wollte es auch gleich wieder mitnehmen weil es mir schlecht ging und da kann sie das Baby nicht bei mir allein lassen. Ich hab wieder geheult, wolle das Baby da haben, ansehen, anfassen und lieb haben und da will sie es mir wegnehmen. Mein Mann blieb die ganze Nacht im Stuhl sitzen, und hat den Kleinen gewickelt und rumgetragen wenn ich eingeschlafen habe. Nur so haben sie erlaubt den Kleinen bei mir zu lassen.
Mein Verstand wusste, das ist mein Kind, aber die Emotionen kamen nicht. Ich hatte ziemlich starke Schmerzen, habe beim ersten Aufstehen massig Blut verloren, wollte unbedingt stillen. Der Arzt war der Meinung stillen ist eine schlechte Idee, das ist nichts mit Schmerzmitteln. Dann halt keine Schmerzmittel. Eine Spritze direkt nach der OP und danach nichts mehr –kein Spass.
Meine Brustwarzen waren sehr kurz, der Kleine konnte sie nicht richtig ansaugen. Nach kurzer Zeit waren sie blutig. Der Milcheinschuss verzögert, der Kleine hatte Hunger die Schwestern wollten unbedingt zu füttern aber das wollte ich nicht. Dann kam doch Milch, meine Brüste hatten die Farbe und Form von Kürbissen. Sie waren kochend heiß und der Kleine konnte die Brustwarzen gar nicht mehr ansaugen. Die Brustwarzen waren dann irgendwann total blutig. Es gab Medikamente um den Milchfluss einzudämmen. Nachdem der Kleine einmal erbrochen hatte und offensichtlich Blut in der Milch war durfte ich nicht mehr stillen sondern musste abpumpen. Wir haben ihm die Milch mit einer Spritze gefüttert, das ging soweit ganz gut.
5 Tage nach der Geburt wollte ich nur noch heim und bin dann auch, 6 Tage nach der Geburt, gegangen. Zuerst mussten wir den Kleinen noch total durchchecken lassen, mir wurde mit dem Jugendamt gedroht wenn ich mich da weigere. Eine Schwester hatte angeblich gesehen das er beim schreien blau um den Mund wird. Mein Mann oder ich – einer war immer dabei und wir hatten es nie gesehen. Erwartungsgemäß war auch alles ok. Dank einem großen Ultraschall in der 25ten Woche hatte ich da auch keine Angst, bei der Suche nach einem Myom das mir Schmerzen bereitete hatten sie im Krankenhaus in Erlangen auch das Herz des Babys untersucht und da war alles ok.
Zu Hause mit meiner Hebamme wurde es langsam besser. Ich lernte endlich wie man ein Kind richtig anlegt und mit viel Geduld und Beinwellsalbe wurden meine Brustwarzen wieder heil. Und irgendwann beim Stillen habe ich auch gemerkt das es mein Baby ist, das ich diesen kleinen Knirps doch lieb haben kann – es hat nur leider eine ganze Weile gedauert.
Noch während der Stillzeit wurde ich wieder schwanger und ich wollte dieses Baby auf jeden Fall normal zur Welt bringen. Ich habe Birgit gefragt ob sie mich in der Schwangerschaft begleiten würde und sich mit der Vorgeschichte auch an eine Geburt wagt – sie sagte ja.
Mein Frauenarzt sah auch kein Problem eine spontane Geburt zu versuchen, worüber ich echt erstaunt war. Immerhin war ich 9 Monate nach einem Notkaiserschnitt schon wieder schwanger und die Narbe war alles andere als toll. Aber obwohl sie so hässlich war und mir Probleme bereitet hat, meinte mein Arzt; das sie sehr stabil aussieht auch im Ultraschall. Und dadurch, dass mein erstes Kind einfach einen sehr großen Kopf hatte meinte er ein Kind mit kleinerem Kopf müsste schon gehen.
Die Schwangerschaft war etwas besser als die Erste, mir war auch hier monatelang ständig übel, aber die Übelkeit war gedämpft. Mein Frauenarzt meinte, dass liege daran das ich noch stille und ich habe weitergestillt bis mein Baby im 7ten Monat nicht mehr wollte. Der Geschmack der Milch hat sich verändert und er hat einfach aufgehört zu trinken. In dieser Schwangerschaft habe ich nur 7kg abgenommen im Vergleich zu 14 beim ersten Kind. Aber bei beiden hatte ich zum Geburtstermin mein Ausgangsgewicht wieder.
Für den Notfall wollte ich auch hier wieder Kontakt zu einem Krankenhaus aufnehmen. Da ich dem von der ersten Geburt nicht mehr getraut habe, und unter Wehen im Fall der Fälle nicht wieder eine Vollnarkose wollte, habe ich mich also in einem anderen Krankenhaus erkundigt.
Mir wurde erst mal dazu geraten einen Kaiserschnitt 2 Wochen vor dem errechneten Termin zu planen. Das war für mich keine mögliche Option. Der Chefarzt meinte dann, da das Kind recht klein wäre und nach seinen Ergebnissen kein Geburtsgewicht über 3500g bekommen würde, könnte ich es ja versuchen. Wenn der Muttermund aber nach 4 Stunden Wehen nicht deutlich geöffnet wäre würde er einen Kaiserschnitt machen wollen.
Nachdem ich mich mit Birgit nochmal abgesprochen hatte haben wir geplant einfach mal abzuwarten. Ein paar Tage später lag ich gemütlich mit dem Kleinen im Bett und hab mir eigentlich noch gar keine Gedanken um eine Geburt gemacht (weil noch einige Tage bis zum Termin waren und ich beim ersten ja so spät dran war) als die Fruchtblase geplatzt ist. Erst war ich erstaunt und dann hab ich mich gefreut. Ich habe Birgit verständigt und weil der Kleine mit dem Kopf fest im Becken war hatten wir beide erst mal die Ruhe weg. Eine Stunde nach dem Blasensprung kamen die ersten Wehen. Sie fühlten sich anders an als die bei meinem ersten Kind waren aber noch gut auszuhalten.
Nach 3 Stunden wurden sie heftiger und ich habe Birgit wieder angerufen. Als sie bei der ersten Untersuchung 4cm Muttermund sagte war ich noch optimistisch. Die Wehen wurden heftiger und ich musste mich bei jeder Wehe auf dem Schmerzhöhepunkt übergeben. Es war sehr, sehr anstrengend. Wir haben alles mögliche ausprobiert: Badewanne, verschiedene Positionen während der Wehen, aber mir machte der Schmerz Angst und ich wurde unruhig. Hinzu kam sicher auch, dass mein Mann unser Baby ablehnte, er wollte es gar nicht haben hatte sich die ersten Stunden der Geburt vor den PC verkrochen und mich allein gelassen. Diese Mischung aus Angst und Beziehungskummer war nicht grade förderlich.
Etwa 8 Stunden nach Wehenbeginn war der Muttermund immer noch bei 4cm und ich mutlos und entkräftet. Ich wollte nur noch das es vorbei geht und das die Schmerzen aufhören, das ständige Erbrachen hatte mir unglaublich Kraft geraubt. Birgit und ich sind gemeinsam ins Krankenhaus gefahren, mein Mann wollte in unserem Auto nachkommen. Wir sind mit viel Ruhe losgefahren und die Zeit mit Birgit allein im Auto war gut für mich, mein Mann hatte mich nur noch gestört. Als wir im Krankenhaus angekommen sind hat Birgit sich um alles gekümmert, ich hab einfach nur noch geatmet und abgewartet. Auch wenn ich vorher der festen Überzeugung war bei der Geburt kein Schmerzmittel zu wollen, jetzt habe ich darum gebettelt und irgendwann habe ich es auch bekommen.
Zuerst wollte mir die Ärztin noch eine Antibiotika Infusion geben – weil der Blasensprung schon so lange her ist und Keime zum Baby aufgestiegen sein könnten. Auf meine Frage ob wir denn, wenn das Baby wirklich was haben sollte immer noch Antibiotika geben können hat sie erst mal seltsam geguckt. Birgit durfte ja im Krankenhaus nicht mehr eingreifen, aber sie konnte mir nochmal erklären wozu diese Infusion gut sein soll und ich konnte mich nach ihrer Erklärung auch beruhigt dagegen entscheiden.
Dann bekam ich endlich das gewünschte Schmerzmittel und musste leider feststellen das es den Schmerz nicht nimmt – sondern leider nur etwas abdämpft. Es war erträglicher aber es war immer noch schlimm. Hätte ich das vorher gewusst hätte ich darauf verzichtet.
Der Muttermund war während der Fahrt auf 8cm aufgegangen (toll in 20 Minuten, oder?). Es lief eigentlich alles soweit gut, aber die Krankenhausroutine hat mich gestresst. Wieder wurde mir immer wieder vorgegeben wie ich mich bewegen soll, es wurde immer wieder untersucht und diese Untersuchungen habe ich als extrem schmerzhaft empfunden.
Irgendwann war der Muttermund dann fast offen, die Hebamme hatte gerade wieder untersucht und ohne mich vorher zu fragen ob ich das überhaupt will, hat sie den Saum vom Muttermund über den Kopf meines Babys geschoben. Dieser Schmerz hat alles bisher da gewesene bei weitem übertroffen. Wäre ich gefragt worden hätte ich auch nicht zugestimmt.
Kurz danach kamen die ersten Presswehen, zumindest wurde mir das gesagt. Ich hatte zwar das Gefühl drücken zu müssen, aber es war nicht so stark ausgeprägt. Ständig wurde ich angehalten weiterzupressen, sogar wenn die Wehe schon wieder weg war. Außerdem lag ich wieder auf dem Rücken weil das so gewünscht wurde. Mein Sohn kam dann recht schnell und entgegen der tollen Schätzung des Chefarztes war er ein kleiner Riese: 4080g, 58cm lang.
Ich war nur noch glücklich das er endlich da war, durfte ihn auch auf den Bauch legen und erst einmal ansehen. Eigentlich wollte ich ihn gleich anlegen, er hat sofort gesucht, aber ich durfte nicht weil genäht werden musste. Der Riss war relativ groß, Teile des Afterschließmuskels waren mit angerissen. Also wurdel genäht, das hat auch ganz schön lange gedauert. Irgendwann in der Zwischenzeit wurde der Kleine vermessen, gewogen und angezogen. Nach dem Nähen durfte ich ihn endlich anlegen, das war wunderschön und ich war sehr froh es diesmal auf normalem Weg geschafft zu haben.
Wir wurden in ein anderes Zimmer verlegt. Dort haben wir die nächsten Stunden gewartet. Da ich gleich wieder nach Hause wollte wurde erst noch das Neugeborenen Hörscreening gemacht. Der Kleine ist gleich durchgefallen, klar er hatte noch Fruchtwasser in den Ohren. (Später kam aber raus, dass er absolut normal hören kann)
Alles in allem war diese Geburt viel besser als die erste, aber auch sehr schmerzhaft und heftig. Hätte ich Birgit nicht gehabt wäre das sicher wieder ein Kaiserschnitt geworden. So hatten wir zu Hause noch die Zeit die ich gebraucht habe. Das war sehr, sehr gut.
Die Zeit im Wochenbett zu Hause war schön, aber auch anstrengend. Wir hatten eine handfeste Ehekrise. 10 Monate später habe ich mich von meinem Mann getrennt und damit war das Thema Familienplanung für mich abgeschlossen. Aber einige Jahre später habe ich meinen zweiten Mann kennengelernt, sehr schnell war für uns beide klar, dass wir noch ein Kind wollen. Und 9 Monate später war ich wieder schwanger.
Die Schwangerschaft lief für meine Verhältnisse gut. Aber mir war wieder übel. Diesmal habe ich mir Ohrakkupunkturnadeln setzen lassen und das hat auch etwas gebracht. Trotzdem habe ich in den ersten Monaten wieder 8kg abgenommen.
Allerdings habe ich mir gar nicht die Mühe gemacht mich im Krankenhaus vorzustellen. Ich hatte beschlossen im Notfall einfach hinzufahren und mir dafür Krankenhaus Nummer 3 überlegt, aber ich war nie dort um es mir anzusehen.
Dummerweise habe ich mich von meinem Mann dazu überreden lassen den zweiten Ultraschall noch zu machen. Der Frauenarzt hat prompt etwas gefunden: einen weißen Fleck im Herzen unseres Babys. Er hat uns zum Abklären zum Spezialisten geschickt. Das warten auf diesen Termin war furchtbar. Wir wurden informiert, dass unser Baby ein erhöhtes Down Syndrom Risiko hat. Mit gemischten Gefühlen sind wir dann also zum Facharzt. Dieser Arzt hat 45Minuten geschallt ohne ein Wort mit uns zu sprechen. Danach hat er uns mitgeteilt dass das Risiko bei 1 zu 300irgendwas liegt und er uns deshalb zu einer Fruchtwasseruntersuchung rät. Spätabtreibungen wären mit der Diagnose Down Syndrom in England dann noch möglich. Wir sind wortlos aus der Praxis gegangen. 5 Minuten später haben wir beschlossen dass uns dieser Arzt unnötig Angst macht, dass selbst die Diagnose Down Syndrom nichts ändern würde und das wir uns deshalb jetzt keinen Stress mehr machen werden. Damit ging es uns dann besser.
Das Baby blieb die ganze Schwangerschaft über sehr klein, Birgit hatte damit kein Problem weil die Kleine ja gewachsen ist und sich gut bewegt hat. Beim Frauenarzt war da immer ein etwas vorsichtiger Unterton zu vernehmen.
Tja und dann war ich einkaufen, allein mein Mann war beruflich 450km weit weg. Und als ich an der Kasse stehe bekomme ich eine Wehe. Irgendwann in der 31 Woche. Und ich hab gespürt, dass das keine Übungswehe ist. Gleich danach kam noch eine und ich bin super schnell nach Hause aufs Sofa. Hatte einfach Angst das jetzt irgendwas falsch ist. Birgit kam sofort und hat festgestellt das meine Kleine absolut geburtsbereit liegt und der Muttermund anfängt sich zu öffnen. Sie hat mir Mut gemacht, ich soll mich hinlegen und abwarten. Eine Kombination aufs verschiedenen Schüsslersalzen nehmen und einfach liegenbleiben. Danach hat sie mir noch gezeigt wie ich das Becken hochlagern kann damit die Kleine vielleicht wieder rausrutscht. Als Birgit weg war hab ich nur noch geheult. Mein Mann konnte erst in einigen Stunden da sein, er hatte noch einen total wichtigen Termin. Und ich war völlig außer mir, hatte totale Angst das unser Baby jetzt viel zu früh kommt. Außerdem hatte ich auch da auf dem Sofa immer wieder Wehen, sogar relativ regelmäßig, aber nicht wirklich schmerzhaft. Mein bester Freund hat alles liegen und stehen gelassen und kam vorbei um mich zu beruhigen. Aufregungen wäre ganz schlecht hat Birgit noch gesagt – aber sich nicht aufregen ist in so einer Situation unendlich schwer.
Und so habe ich die nächsten Wochen auf meinem Sofa verbracht. Birgit kam die ersten Tage häufig vorbei und hat nachgesehen ob der Muttermund weiter aufgeht. Nach ein paar Tagen ließen die Wehen nach und die Kleine ist mit dem Kopf wieder aus dem Becken gerutscht. Liegen geblieben bin ich dann bis in die 37te Woche. Das Ganze war wohl ein deutliches Zeichen meines Körpers jetzt mal ruhiger zu werden. Wir hatten zu dieser Zeit auch sehr viel Stress von außen, vermutlich war auch das mit ein Auslöser.
Als ich dann aufgestanden bin passierte nichts. Auch am ET passierte nichts. Als ich einige Tage überm ET war meinte Birgit ich sollte nochmal beim Frauenarzt vorbeischauen ob das Baby gut versorgt ist. Das habe ich dann auch gemacht. Beim Ultraschall war alles ok. Inzwischen waren wir ET +8. Und zu diesem ET muss man wohl noch sagen das ich ihn mit Birgit um 7 Tage nach hinten korrigiert hatte. Ich war mir sicher, dass mein Frauenarzt sich da verrechnet hat.
Dann kamen nachmittags die ersten Wehen. Schön regelmäßig, aber noch nicht sehr schmerzhaft. Sie blieben regelmäßig irgendwann gegen 22Uhr habe ich Birgit angerufen, sie kam hat untersucht wir waren bei den tollen 4cm. Regelmäßige Wehen, aber es ging nichts vorwärts und ich hatte Angst davor was mich noch erwartet. Irgendwann nachts gegen 1 oder 2 bin ich dann in unserer Diele meinem Stiefsohn über den Weg gelaufen. Danach hatte ich keine Wehen mehr, naja jedenfalls keine richtigen und irgendwann gar keine mehr. Mir ist wohl klargeworden das die großen Kinder hier sind. Birgit war die Ruhe in Person, hat mir angeboten bei uns zu übernachten und einfach schlafen zu gehen. Aber ich war mir sicher, dass da jetzt nichts mehr passiert und so ist sie heimgefahren.
Wehen habe ich erst wieder am nächsten Nachmittag um 4 bekommen. Es lief im Prinzip genau wie am Tag zuvor, sehr regelmäßig am Anfang nicht sehr schmerzhaft. Sicherheitshalber haben wir die Kinder an diesem Abend aber ein Stockwerk tiefer bei der Oma schlafen lassen. Nachts kam Birgit dann wieder und stundenlang ist nichts passiert. Ich hatte Wehen, ich wollte nicht mehr und der Muttermund blieb bei 4cm. Um 2 war er immer noch bei diesen blöden 4cm und Birgit meinte wenn er jetzt nicht aufgeht könnten wir uns Gedanken über eine Fahrt ins Krankenhaus machen. Mein Mann und sie haben also geplant was wir jetzt einpacken müssen, er meinte er müsse bis morgen dringend noch einen Bericht fertigkriegen und würde den Laptop holen. In dem Moment hätte ich am liebsten irgendwas nach ihm geworfen. Die beiden haben über einen Liegendtransport mit dem Krankenwagen gesprochen, haben überlegt ob das nötig ist oder ob es mit unserem Auto auch noch geht. Und ich bin wütend geworden. Sitzend fahr ich nirgends mehr hin. Ich bin noch mal kurz aufs Klo, und ich hab es auch noch runter bis an die Tür geschafft. Aber dann kam die erste Hammerwehe. Ich hatte das Gefühl mir reißt es die Füße unterm Bauch weg. Nach dieser Wehe habe ich es 4 Meter weiter bis zum nächsten Türstock geschafft als schon die nächste kam. Genauso heftig, danach 2 Meter bis aufs Sofa und die nächste rollte an. Birgit meinte wir könnten vielleicht nochmal kurz nach dem Muttermund sehen bevor wir losfahren. Ich hatte schon wieder eine Wehe. Diesmal waren es 7cm. Die Wehe danach war die erste Wehe bei der ich das Gefühl hatte schieben zu müssen. Die Wehen haben mich völlig überrollt und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Der Drang zu pressen war unglaublich stark, ich konnte gar nicht anders ich konnte nicht aufhören. Es war völlig meiner Kontrolle entzogen, irgendwie ähnlich wie beim Übergeben wo man ja auch keine Kontrolle mehr über das würgen hat.
Diesmal habe ich bewusst gespürt wie mein Baby durch mich hindurch auf die Welt kommt. Ich habe es zuerst auf allen vieren versucht mich dann aber kniend an meinem Mann festgeklammert und für mich das als beste Position erkannt. Es war anstrengend aber ich habe unendliche Kraft in mir gefühlt und ich war irrsinnig glücklich als sie da war. So ein Glücksgefühl kannte ich von meinen anderen Geburten nicht.
Von 4cm Muttermund bis Kind da dauerte dann grade einmal 55Minuten. Hinterher haben mir Birgit und mein Mann verraten das sie gepokert hatten – sie dachten das ich mir selber im Weg stehe und da ich nicht ins Krankenhaus will hofften sie das es dann schnell geht. Sie hatten Recht.
Die Kleine hatte 2830g und war nur 46cm lang. Obwohl ich ja die Narbe von der vorangegangenen Geburt hatte gab es nur einen winzigen Dammriss.
Ich habe diese 55 Minuten in einem mir selbst entrückten Zustand erlebt, keine Ahnung wann ich mich ausgezogen habe, aber irgendwann war ich nackt und hatte mein Baby im Arm. Es war eine absolut tolle Geburt. Am nächsten Morgen kamen die großen Brüder ins Zimmer und haben die Kleine begrüßt, wir haben Fotos gemacht und schnell ausgedruckt. Die Jungs sind mit den Fotos in die Schule und den Kindergarten und haben von ihrer Schwester erzählt. Für uns alle war diese Geburt zu Hause ein tolles Erlebnis und sie hat uns als Familie eine sehr schöne Zeit zum Kennenlernen ermöglicht. Zwei Wochen später hat unsere Kleine zum ersten Mal ihr Geburtszimmer verlassen, sie kam total entspannt zur Welt und konnte mit viel Ruhe ihre ersten Tage erleben.
Wir hatten gut organisiert, ich konnte diese zwei Wochen mit der Kleinen auf dem Sofa verbringen. Für die Großen haben mein Mann und meine Mutter gesorgt.
Eigentlich dachten wir unsere Familie ist jetzt komplett, aber nach ein paar Monaten haben wir festgestellt, dass die Kleine so alleine aufwächst. Sie hatte durch den Abstand von 5 Jahren zum nächstkleinsten so eine Sonderrolle. Und dann haben wir uns entschieden noch ein Baby zu bekommen.
Sie war also unser 4tes Wunschkind, es dauerte auch etwas bis ich schwanger wurde. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch noch sehr viel gestillt. Auch in dieser Schwangerschaft ging es mir am Anfang nicht so toll, es waren wieder einige Kilos die ich verloren habe und mit 3 größeren Geschwistern war das eine anstrengende Zeit. Die Große hat irgendwann in der Mitte der Schwangerschaft anstalten gemacht mit dem Trinken aufzuhören, aber dann hatte sie Windpocken und wollte weiter gestillt werden. Die Milch wurde irgendwann weniger, war fast ganz weg. Aber im 9ten Monat wurde es wieder mehr Milch. Kurz vor der Geburt hatte ich richtig viel Milch, so als wäre der Milcheinschuss vorgezogen. Trotzdem hatte ich nach der Geburt ganz normales Kolostrum, es war absolut spannend.
Die Schwangerschaft lief ansonsten eigentlich sehr gut, nur gegen Ende habe ich etwas Probleme mit meinem Kreislauf bekommen und war dann mit Verdacht auf Gestose auch einen Tag zum Abklären im Krankenhaus. Es war aber zum Glück alles ok. Nur die Kleine lag auf einmal mit dem Popo voran. Ich habe angefangen mich mit dem Gedanken einer Beckenendlagegeburt zu beschäftigen, da lag sie auf einmal quer. Mein Frauenarzt hat furchtbare Panik erzeugt. Ein Kind in Querlage und das auch noch kurz vorm Termin, er rät dringend zu einem Kaiserschnitt. Tja und mit dem Termin hatten wir dann auch wieder Diskussionen. Mein Arzt war sich sicher mit dem 25.6. ich war mir nicht sicher, dachte aber eher 2.7. Wegen der Querlage hätte ich am 11.6. einen Kaiserschnitt bekommen sollen.
Die Kleine hat das alles wohl wenig interessiert. Sie hat sich weiter munter in meinem Bauch gedreht. Am vom Arzt errechneten Termin lag sie Quer, kurz danach wieder normal, dann wieder mit dem Po voraus, dann wieder quer. In dieser Zeit habe ich dann mit Birgit den Termin wieder nach hinten korrigiert, ich war mir ziemlich sicher, dass die Kleine noch Zeit braucht. Die Prognosen von zwei Ärzten waren das auch dieses Kind relativ klein wird, maximal 3200g waren da immer im Gespräch. Birgit war auch lange der Meinung sie wird klein, aber irgendwann meinte sie sie wäre vielleicht nicht ganz so klein wie wir dachten. Ich habe das überhört, wollte ich wohl.
Wenn sie blöd lag haben wir immer einen Klangfrosch auf mein Schambein gestellt und ihr etwas vorgespielt. Das kitzelte und sie hat oft darauf reagiert und sich wieder gedreht. Allerdings hat sie sich auch wieder zurückgedreht wenn ich mich länger hingesetzt habe. Am 8.7. hatte sie immer noch Querlage und sie hat sich gedreht bis zum 11.7. da lag sie irgendwann nochmal in Beckenendlage und danach hat sie sich endlich richtig gelegt und blieb auch so. Ich hab auch versucht nur noch zu liegen oder zu stehen damit sie nicht nochmal auf den Gedanken kommt sich zu drehen.
Am 13.7. bekam ich morgens Wehen, schön regelmäßig, alle 4 Minuten aber nicht wirklich schmerzhaft. Das ging dann ne ganze Weile so, danach waren sie wieder weg. Ich hab mich einfach aufs Sofa verkrümelt und mich entspannt. Die Wehen kamen wieder, total regelmäßig und nach ein paar Stunden war wieder Ruhe. So ging das den ganzen Tag über. Als alle Kinder im Bett waren ging das Spiel wieder los und gegen 10.00Uhr kam dann die erste Wehe die heftiger war. Da war mir dann klar es geht jetzt wirklich los.
Die Wehen waren dann auch gleich ziemlich heftig, ich war gut damit beschäftigt mir zu überlegen wie ich sie am besten aushalten kann. Am Anfang war es gut mich im stehen an meinen Mann zu hängen. Bei dieser Geburt habe ich viele Wehen im Stehen verbracht weil ich das Gefühl hatte sie bringen so mehr. Als Birgit kam waren wir wieder bei 4cm und ich hab mich schon gegraust. Diese 4 cm sind irgendwie so eine Horroransage gewesen. Weil ich die Wehen als so heftig empfunden habe wollte ich immer glauben das sie ganz schnell ganz viel bringen, nach ein paar Stunden waren wir immer noch bei 4cm, Birgit hat mir dann die nächste Untersuchung in frühestens einer Stunde erlaubt. Ich war so ungeduldig, wollte es schnell schaffen.
Um kurz nach 3 hat Birgit mich wieder untersucht, diesmal war der Muttermund fast offen, aber der Kopf der Kleinen noch immer oberhalb vom Becken. Die Fruchtblase war auch bis dahin noch ganz. Bei der nächsten Wehe ist sie geplatzt, es war ziemlich viel Fruchtwasser. 13 Minuten nach dieser Untersuchung war die Kleine da. Sie ist rasend schnell ins Becken gerutscht und kam dann auch sehr schnell durch das Becken durch. Für mich war das schön und heftig zugleich. Dann ist sie, warum auch immer, an meiner Schamlippe hängen geblieben und dort blieb sie auch mehrere Wehen lang hängen. Sie wurde geboren als die Schamlippe nachgab und gerissen ist.
Die Kleine war nicht so klein wie erwartet, sie hatte 3750g, war 52cm lang und hatte den gleichen Kopfumfang wie ihr Bruder Manuel bei dem ich damals diesen heftigen Riss bekam: 35cm.
Ich hab sie erst einmal nur bestaunt und dann ganz vorsichtig hochgenommen, war irre glücklich sie endlich in den Arm nehmen zu können. Währenddessen hat Birgit wieder gewartet, dass die Plazenta kommen möchte. Die mochte erst nicht so schnell wie meine Hebamme das gerne gehabt hätte. Und ich wollte keine solchen Nachwehen mehr, die waren echt heftig, sie wurden mit jedem Kind kräftiger. Aber die Plazenta kam dann doch und alles war gut bis auf diesen Riss. Birgit kam dann auch mit dem Nähzeug an und ich hatte recht wenig Lust auf die Näherei. Direkt nach der Entbindung und mit örtlicher Betäubung ist das nähen zwar unangenehm, aber nicht schlimm. Es nervt vor allem weil man da grade keine Zeit für haben mag. Der Damm war nur ganz wenig gerissen, aber die Schamlippe hatte sich in zwei Teile verabschiedet und war dann auch wegen der guten Durchblutung ziemlich angeschwollen.
Die nächsten Tage hatte ich mit dieser Schamlippe ziemliche Probleme. Ich habe Binden mit Olivenöl getränkt eingefroren und draufgelegt, das hat gut getan. Dummerweise bin ich dann beim Aufstehen umgeknickt und dieser Teil der auseinanderklaffte ist wieder aufgerissen. Das war dann echt schmerzhaft. Birgit kam um es sich anzusehen und den Faden zu ziehen der jetzt in der Wunde hing. Am Anfang sah das schlimm aus, und ich dachte als ich es nach 8 Tagen das erste Mal gesehen habe das ich da wohl nochmal zum Arzt muss um es nachoperieren zu lassen. Die Schamlippe war einfach immer noch so angeschwollen und das war dann heftig groß dieses einzelne Teil. Beim Arzt hab ich dann auch angerufen und der meinte sowas operiert man frühestens nach 8 Wochen.
Nach 8 Wochen war dieser Teil der Schamlippe der sich da vom Rest getrennt hatte aber so klein geworden das er mich nicht mehr störte und ich kann mir diese OP jetzt sparen. Das hätte sich nicht mal Birgit vorstellen können, dass das so schön verheilt.
Die erste Zeit mit unserer Kleinen war schön aber auch anstrengend. Ich hatte diesmal einen Milcheinschuss von bisher ungeahnten Ausmaßen, glücklicherweise lief die überschüssige Milch einfach ab. Ich hab ganze Handtücher mit Milch vollgetropft. Durch die viele Milch in den Brüsten konnte die Kleine auch teilweise schlecht ansaugen, aber mit Geduld und Zeit haben wir das hinbekommen. Die Große wollte auch auf einen Schlag wieder viel mehr gestillt werden, sie war logischerweise eifersüchtig. Mein Baby hat wegen der vielen Milch bereits in der ersten Lebenswoche 500g zugenommen – die übliche Abnahme nach der Geburt hat sie völlig ausgelassen.
Jetzt hab ich so verschiedene Geburten erlebt: Kaiserschnitt, Krankenhausgeburt, zwei Hausgeburten. Und ich würde mich bei jedem weiteren Kind wieder für die Hausgeburt entscheiden. Ja eine Geburt ist ein heftiges Erlebnis, sie bringt einen an den Rand dessen was man sich zutraut – aber am Ende geht man gestärkt daraus hervor.
Nach dem Kaiserschnitt war es so schwer mein Baby anzunehmen, das Stillen war problematisch, ich war nur geschwächt. Die ambulante Geburt war da schon deutlich besser, aber auch hier hatte ich kein Geburtserlebnis.
Die dritte Geburt war so ein Erlebnis, ich habe gespürt das mein Körper das kann, habe den Kopf ausgeschalten und einfach geboren. Diese Geburt hat mich glücklich gemacht, glücklich und stark. Stark genug um noch ein 4tes Kind bekommen zu wollen. Und auch die 4te Geburt hat mir gezeigt, dass mein Körper das schafft, dass in mir viel mehr Energie und Kraft steckt als ich mir selbst im Normalfall so zutraue.
Heute bin ich überzeugt davon dass eine Geburt eine Frau verändert, und diese positive Kraft aus der Geburt die wünsche ich allen Frauen.