Manchmal kommt es anders, als man denkt: 

 

Ich wollte eigentlich eine Hausgeburt haben, weil ich den Gedanken, dass ich aufstehen, essen und schlafen konnte, wann immer es meinem Gusto entspricht, sehr verlockend fand. Aber wie das Leben so spielt… Man bekommt nicht immer das, was man sich wünscht. 

In diesem Falle kann ich aber gar nicht besonders deprimiert sein deswegen, denn ich hatte eine sehr positive Erfahrung mit meiner Entbindung im Krankenhaus. 

 

Einen Tag vor der Entbindung musste ich bereits in die Klinik, weil mir nicht nur der Schleimpfropf sondern dabei auch gleich ein ganzer Schwall Wasser abgegangen war. Dort wurde dann mit Hilfe eines Stäbchens festgestellt, dass es sich um Fruchtwasser handelt und seit diesem Moment hatte ich ein Bett im Hotel Hospitalia gebucht. 

Glücklicherweise war noch ein Familienzimmer frei, das ich vorerst für mich hatte. Mein Freund sollte dazustoßen, sobald wir unseren kleinen Familienzuwachs in den Armen halten konnten. Da sich der Kopf des Babys nicht ins Becken gesenkt hatte, war es mir auch verboten, aufzustehen, aus Sorge, dass die Nabelschnur nach unten absackt und damit den Ausgang für das Baby blockiert. 

24 Stunden lang wurde abgewartet, ob ich auf natürliche Weise Wehen bekam, unterstützt von wehenfördernder Akupunktur, einem homöopathischen Mittel, dessen Name ich inzwischen vergessen habe und natürlich regelmäßiger CTG-Kontrolle. Und tatsächlich bekam ich abends um ca. 23 Uhr Wehen – zehn Minuten nachdem mein Freund das Krankenhaus verlassen hat, weil sich heute anscheinend ja eh nichts mehr tun sollte. Kapiert habe ich allerdings nicht, dass ich Wehen hatte, denn um zwölf Uhr habe ich zur Nachtschwester bei ihrem Kontrollgang noch gesagt, dass man von dem ständigen Rumliegen im Bett Kreuzschmerzen bekommt. Es hat bis halb eins gedauert bis ich bemerkt habe, dass ich es alle sieben bis zwölf Minuten im Kreuz habe… 

Allerdings waren die Wehen sehr erträglich und so konnte ich tatsächlich nachts noch ein bisschen vor mich hin dösen. Pünktlich um sechs Uhr in der Früh waren die Wehen wieder verschwunden – knappe fünf Minuten bevor mein Freund wieder in die Klinik kam. 

 

Der eigentliche Tag der Entbindung ist nur sehr verschwommen in meinem Kopf gespeichert, doch glücklicherweise konnte ich mich mit meinem Freund so oft und intensiv darüber austauschen, dass ich alles in die richtige Reihenfolge bringen kann. 

Um sieben Uhr wurde ich das erste Mal eingeleitet. Dafür habe ich eine Tablette bekommen, die eigentlich ein Magenschoner ist, deren Nebenwirkung aber wehenauslösend ist. Bei der damit verbundenen Untersuchung war der Kopf des Kindes immer noch nicht im Becken. Daher sollte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich immer noch so viel liegen wie möglich, aber da der Aufbruch in die Klinik am Vortag etwas überraschend kam, hatte ich keine Gelegenheit mehr zum duschen und wollte dies unbedingt noch machen (nach so einer Dusche fühlt man sich einfach wie ein neuer Mensch). Nach dem Duschen, Zähne putzen und Haare kämmen, wofür ich tatsächlich illegalerweise aufgestanden bin, stand der Schichtwechsel der Hebammen an und die neue Hebamme wollte mich natürlich ebenfalls routinemäßig untersuchen. Was soll ich sagen? Der Kopf war im Becken, obwohl es eine halbe Stunde vorher noch kein bisschen danach aussah. Ob meine wenigen Schritte beim Waschen dies ausgelöst haben oder es Zufall war, weiß ich nicht, aber ich habe mit Freude hingenommen, dass dies nun der Fall ist, denn obwohl sich niemand getraut hat, das Wort „Kaiserschnitt“ in meiner Gegenwart auszusprechen, hing das Thema durchaus in der Luft, sollte sich die Position des Babys nicht ändern. So aber war ich glücklich und davon überzeugt, dass ich dieses Kind natürlich entbinden kann. 

Alle 30 – 45 Minuten wurde nun, da ich ja das erste Mal eine Einleitung bekommen hatte, untersucht, um herauszufinden, wie weit sich der Muttermund geöffnet hatte. Wehen hatte ich bis dahin keine. Vier Stunden nach der ersten Tablette war der Muttermund lediglich um einen Zentimeter aufgegangen, weswegen ich eine weitere Einheit des Einleitungsmittels bekam – diesmal allerdings in doppelter Dosis. 

Es hat ungefähr 1,5 Stunden gedauert bis ich Wehen bekommen habe, die dann aber rasant stärker wurden und in immer kürzere Abständen kamen. Die schöne Vorstellung aus dem Geburtsvorbereitungskurs, dass sich Wehen langsam ankündigen, wurde mir schnell genommen, denn ab halb zwölf war ich wohl auf Urlaub im Labour-Land und die Erinnerung an das Kommende ist schon sehr getrübt. 

Die zuständige Hebamme war selbst überrascht davon, wie zackig nun alles ging, denn zwischen der letzten Untersuchung und der jetzigen hatte sich der Muttermund von 2 auf 8 Zentimeter geöffnet und wir waren in Windeseile auf dem Weg in den Kreißsaal. Begleitet wurden mein Freund und ich von der Hebamme und einer Lernschwester. 

Dort angekommen wurde ich gefragt, ob ich einen starken Druck nach unten verspüre. Ich wusste überhaupt nicht, was damit gemeint sein sollte. Wenige Sekunden später (zumindest kam es mir so vor) hatte ich es begriffen, denn die ersten Presswehen setzen ein. 

Unglücklicherweise hatte sich ein Teil meines Muttermundes ins Becken geschoben und damit den Ausgang für das Baby blockiert. In den Wehenpausen versuchte die Hebamme diesen Teil wieder zurückzuschieben während mein Freund alles tat, um mich mit kühlen Waschlappen zu versorgen, weil ich das Gefühl hatte, Fieber zu bekommen. 

Inzwischen war auch de zuständige Ärztin eingetroffen und hatte sich über die aktuelle Lage informiert. 

Die Position auf dem Rücken liegend behagte mir kein bisschen, und so nahm ich dankbar an, als ich gefragt wurde, ob ich nicht vielleicht in den Vierfüßlerstand gehen möchte. Zwei Wehen lang hat es gedauert, mich umzudrehen und das Ergebnis war frustrierend, denn wie ich feststellen musste, ist ein Vierfüßlerstand auf einer klassischen Entbindungsliege nicht möglich, da die Rückenlehne nicht nach unten gestellt werden kann. So hing ich mehr schlecht als recht über einer Lehne und wollte nichts sehnlicher als meinen Rücken parallel zum Boden auszurichten. Die Kraft mich auf dieser schiefen Ebene zu halten, hatte ich schlicht und einfach nicht mehr und so war es schnell klar, dass ich mich wieder auf den Rücken lege. Und beim Zurückdrehen war es dann so weit und die Hebamme schaffte es, den Muttermund zurückzuschieben und damit einen freien Durchgang zu ermöglichen. 

Von da an war die Situation für mich nahezu entspannt. In den Wehenpausen konzentrierte ich mich darauf, eine tiefe Bauchatmung hinzubekommen und ansonsten tat ich mein Möglichstes um mein Kind herauszupressen. Besonders geholfen hat mir dabei die Einschätzung der Ärztin, die mir immer wieder gesagt hat, wie viele Wehen ich voraussichtlich noch brauchen werde, bis das Kind geboren sei. Sie lag mit ihren Einschätzungen goldrichtig. 

Gegen Ende wurde ich dann allerdings eingeschnitten, weil die Gefahr bestand, dass mein Damm an mehreren Stellen gleichzeitig reißen würde. Anfänglich fand ich es eine unfassbare Frechheit, dass dies über meinen Kopf hinweg entschieden wurde, aber bei längeren Überlegungen ist es wohl verständlich, dass man in dieser Situation keine Diskussionen anfängt. Ich erinnere mich noch daran, den Schnitt gehört zu haben (gespürt habe ich ihn nicht) und im Bruchteil einer Sekunde kam mein Baby herausgeschossen und knallte zur Begrüßung auf die Unterlage. 

Der Rest war eine Kleinigkeit. Meine kleine Tochter wurde mir auf den Bauch gelegt, mein Freund durfte die Nabelschnur durchschneiden und obwohl eine deutlich eingedrückte Stelle am Kopf zu sehen war, hatte ich den Eindruck, noch niemals ein schöneres Wesen gesehen zu haben. 

Das Zusammennähen der Wunde hat mich zwar mehr gestört als das Einschneiden, aber auch das war irgendwann vorbei. Und die Nachgeburt zur Welt zu bringen, ging auch ohne Wehen. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich die letzten Minuten so oft gepresst habe, dass mein Körper auch ohne Wehe wusste, was er zu tun hatte. 

Besonders gut gefallen hat mir, dass ich mein Baby gleich im Kreißsaal noch anlegen konnte, nachdem ich wieder in das Bett geklettert bin, mit dem ich auch schon in den Kreißsaal transportiert wurde. 

 

Zwei Tage sind wir im Krankenhaus geblieben (Familienzimmer) und ich habe es kein bisschen bereut. Fürs Temperatur- und Blutdruckmessen gab es keine festen Zeiten, das heißt, wenn ich in der Früh geschlafen habe, wenn eine der Schwestern ins Zimmer gespitzt hat, dann sind diese auch wieder leise hinausgegangen und kamen später wieder. Uns wurde gezeigt wie man das Kind badet und sogar die U2 wurde für uns organisiert. 

 

Alles in allem also eine entspannte Sache. Ich bin inzwischen so eingestellt, dass ich sage, ich möchte ein weiteres Kind, sollte ich den noch mal eines bekommen, ebenfalls im Krankenhaus entbinden möchte. Allerdings wird es wahrscheinlich egal sein, wo man entbindet, Hauptsache man fühlt sich wohl und gut betreut. 

Ich komme gerne auch zu Ihnen
Ich komme gerne auch zu Ihnen

Birgit Landwehr

Hebamme

MSc Salutophysiologie

Bindungs- und Ressourcenstärkung in Ausbildung

Lochenbach 10

86736 Auhausen

09082-911747

email: birgit@hebammenpraxis-landwehr.de